Warum Weine aus PIWI-Rebsorten?
Der Hintergrund sind vor allem der echte und der falsche Mehltau, Pilze die schon im 19. Jahrhundert oder gar früher aus der neuen Welt nach Europa eingeschleppt wurden und sehr viel Schaden anrichten. Leider sind unsere beliebten europäischen Reben dagegen sehr anfällig und müssen vor allem in feuchten Jahren 20mal und mehr gespritzt werden. Man kennt die Pilze auch von den Rosen, die schwarze Blätter bekommen, die dann abfallen.
So kam schon nach dem ersten Weltkrieg die Idee, in Amerika heimische Reben, die dort gut gedeihen und offensichtlich gegen diese Pilze resistent sind, mit unseren europäischen zu kreuzen, um mehr Widerstandsfähigkeit zu erzielen. Inzwischen gibt es viele resistente PIWI-Sorten, die in der Regel bis höchstens dreimal im Jahr gespritzt werden müssen.
Die Züchtung von Reben ist eine viele Jahre dauernde Arbeit, weil die Reben seit Jahrtausenden via Stecklinge geklont werden und auf diese Weise hochselektioniert wurden. Eine neue Sorte aus Samen gewonnen fällt weit zurück und muss neu hochselektioniert werden. Außerdem müssen ihre Resistenz-, Wachstums- und Weineigenschaften über Jahre getestet werden. Viele scheiden aus. Bei guten Aussichten werden sie für Winzer zum Versuchsanbau zugelassen. Bis zur allgemeinen Zulassung zum allgemeinen gewerbsmäßigen Weinbau ist es jedoch ein sehr langer Weg. Forschung und Züchtung sind inzwischen jedoch sehr weit fortgeschritten, und es gibt großartige Sorten, die sehr widerstandsfähig sind und wunderbare Weine liefern.
Der Verband PIWI International
Bekanntere weiße PIWI-Sorten
Unter den vielen PIWI-Sorten zählt Cabernet Blanc, der sehr elegante Weine liefert, zu den in Deutschland meist angebauten weißen, gezüchtet von dem Schweizer Züchter Valentin Blattner, der in Deutschland eng mit der Rebschule Gustav Freytag in Neustadt/Weinstr. zusammenarbeitet, der für ihn die Selektionen macht und die Reben vermehrt. Cabernet Blanc wurde 2014 zugelassen und ist laut Statistischem Bundesamt 2022 mit 260 Hektar in Deutschland vertreten. Es folgen die weißen PIWI-Sorten Solaris und Souvignier Gris mit in Deutschland je über 200 ha, beide gezüchtet vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg. Solaris liefert würzigere Weine und wurde bereits 2004 zugelassen, Souvignier Gris, der wie Cabernet Balnc sehr elegante Weine bringt, 2013. Auch wenn der Anteil der PIWI Sorten an der rund 103.000 ha deutschen Rebfläche noch klein ist, nimmt er doch laufend zu. Viele Winzer weit über Deutschland hinaus haben die Vorteile der PIWI-Sorten erkannt und wenden sich ihnen vermehrt zu.
Warum manche „nur“ Landwein sind
Zu den bekannteren Roten PIWIs
zählt insbesondere Regent, der bei uns mit stattlichen 1618 ha Rebfläche vertreten ist, und tiefdunkle Rotweine südlichen Charakters mit der typischen Lakritze-Note liefert. Regent war die erste wichtige deutsche PIWI-Sorte, wurde am Vorläufer des heutigen bundeseigenen Julius-Kühn-Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen/Pfalz entwickelt und schon 1995 zugelassen.
Weitere rote PIWI-Sorten in Deutschland zugelassen und im Anbau sind u.a. Cabernet Cortis mit 60 ha, gezüchtet vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg/Breisgau und 2008 zugelassen. Die Sorte liefert kräftige, farbintensive Rotweine mit deutlichen Tanninen; sowie Prior mit 21 ha (Flächen je Statistisches Bundesamt 2022), die ebenfalls aus Freiburg stammt, auch 2008 zum Erwerbsweinbau zugelassen wurde und ebenfalls dichte, stoffige farb- und gerbstoffreiche Rotweine liefert.
Internationale Arbeit
Europäische Kommission will Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln halbieren
Dies hat sie Ende Juni 2022 dem Rat und dem Parlament in einem Verordnungsvorschlag zum Beschluss vorgelegt - COM/2022/305 final. Wenn das durchgeht, wird der Weinbau mit unseren beliebten alten europäischen Sorten schwierig. „Die Zukunft sind widerstandsfähigere Sorten“, sagt Andreas Dilger, Vorsitzender von PIWI Deutschland, „und wir Winzer wie Weinfreunde können uns freuen, dass wir damit eine Zukunft haben.“
Text: Dieter Simon, Herausgeber bonvinitas; Foto Souvignier Gris: Rebschule Freytag; Foto Regent: bonvinitas. Foto Morandell: PR