Fritz Keller: Genießer, Weinerzeuger, Gastronom, Fußball-Präsident
von einem Menschenfreund lernen – ein Interview; großartige nicht schwere Weine
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bonvinitas konnte ein Interview mit Fritz Keller führen, der auf fünf Feldern Großartiges geleistet hat: als Gastronom – unter anderem das Sternerestaurant Schwarzer Adler in Oberbergen, als Weingutsbesitzer, als Weinimporteur und Händler, mit der Edition Fritz Keller bei Aldi sowie als Präsident des Fußballclubs SC Freiburg, der bekanntlich in der 1. Bundesliga spielt.
Schlagwörter: bonvinitas: Herr Keller, Sie sind ja als waschechter Kaiserstühler sehr vielseitig: Sternegastronom, Weingutsbesitzer, Weinhändler und Importeur, Edition Fritz Keller, Fußball-Präsident, um nur die wichtigsten Stichworte zu nennen – wie sehen Sie sich selbst?
Fritz Keller: Als Menschenfreund, der gerne genießt und immer Freude hat, Menschen, insbesondere auch neue Menschen zu treffen.
Als Weinjournal interessieren uns natürlich vor allem Ihre Weine. Würden Sie etwas zu Ihrem Weingut sagen, das ja noch den väterlichen Namen „Franz Keller“ trägt und Mitglied des VDP ist? Typische Weine, Sorten, Lagen, Größe, Böden, Ausbau, Reifung?
Wir setzen auf durchgegorene Weine, die gut zum Essen passen. Ich freue mich, dass mein Sohn Friedrich seit zwei Jahren dabei ist, der die gleiche Philosophie vertritt und den Kaiserstuhl als Paradies sieht. Wir lieben vor allem Burgundersorten, Weiß- und Grauburgunder, die großartig zum Essen passen. Bei den Rotweinen haben wir vor 20 Jahren mit Burgunderklonen aus Burgund aufs richtige Pferd gesetzt. Auch der Export von Rotweinen läuft gut. Man muss eben das erzeugen, was einem selbst schmeckt.
Kommen wir zum Import. Was hat Sie bewogen, einen großen Weinhandel und Weinimport zu beginnen? Was bieten sie dort den Weinfreunden?
Mein Großvater hat den Import schon 1892 begonnen und französische Weine und Champagner vertrieben, wenn auch in kleinen Mengen. Er war als Wirtschaftsflüchtling nach Paris gegangen, weil der Kaiserstuhl so arm war. In Paris und Reims hat er eine Lehre als Koch absolviert, wo er auch lernen konnte, wie man Champagner produziert.
Was empfehlen Sie bei diesen hochsommerlichen Temperaturen? Was würden Sie an einem schönen Sommerabend und wie trinken?
Um kühle Gedanken zu fassen, sind frische knackige durchgegorene Weißburgunder schön. Bei sommerlichen Temperaturen braucht es dazu auch Wasser. Ich würde sagen 1:1 konsumieren.
Edition Fritz Keller, Ihre Kooperation mit Aldi – vielleicht sagen Sie dazu etwas? Sowie was Sie bewogen hat, diese ins Leben zu rufen und wie sie unterwegs ist?
Das ist ein Solidaritätsprojekt in Baden mit über 400 Winzern, die alte Lagen von Hand bewirtschaften, um diese zu erhalten, und Discount-Kunden an hochwertige Weine heranzuführen. Wir haben Verträge mit den Winzern und kontrollieren die Arbeiten im Weinberg. Es ist ein Patchworksystem, das besondere Qualitäten hervorbringt. Das Projekt gibt es schon seit 15 Jahren, was den Erfolg beweist.
Kommen wir zum Fußball. Sie sind ja Präsident des SC Freiburg, der in der 1. Bundesliga spielt. Wie kommt man als Sternegastronom und Weingutsbesitzer zu diesem Amt?
Schon mein Vater war ein „Fußballverrückter“ und so wurde Fritz Walter mein Patenonkel. Es ist ein großartiger Sport, der Menschen verbindet und zusammenbringt, unabhängig von deren Sprache und Religion. Ich freue mich, viele junge Spieler heranwachsen zu sehen. Ich selbst durfte allerdings nicht Fußball spielen, mein Vater hatte es verboten.
Wo sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als Präsident des SC Freiburg?
Im Bewahren unserer Werte und in der Achtung anderer Menschen, wie es unsere Verfassung vorgibt, sowie für Demokratie einzustehen und sich solidarisch mit denen zu zeigen, denen es nicht so gut geht. Das ist einer der wenigen Kitts, der die Menschen zusammenhält.
Ein Wort zu Ihnen als Gastronom mit Michelin-Stern? Wie finden Sie die Zeit, sich um alles, auch um Ihre Restaurants und das Hotel in Oberbergen zu kümmern?
Ich habe eine sehr fleißige Frau, und mein ältester Sohn Friedrich ist ja schon im Weingut. Außerdem haben wir grandiose Mitarbeiter, von denen viele schon Jahrzehnte dabei sind.
Eine gute Küche ist ja meist auch ein wenig regional. Was empfehlen Sie den Gästen zu probieren und genießen?
In unseren beiden Restaurants Winzerhaus Rebstock und Kellerwirtschaft bieten wir 100% regionale Küche, wie Mutter und Großmutter gekocht haben. Klassisch ist zum Beispiel Ochsenmaulsalat. Im Gourmet-Restaurant „Schwarzer Adler“ haben wir seit 50 Jahren einen Michelin-Stern und sind natürlich internationaler. Zu den herausragenden Gerichten dort zählt zum Beispiel Gebratener Atlantik-Steinbutt auf Beurre Blanc.
Was trinken Sie dazu?
Einen gereiften Weiß- oder Grauburgunder natürlich durchgegoren.
Verraten Sie etwas zu Ihren weiteren Träumen?
Jeden Tag verstehen und gut erleben sowie, dass die nächste Generation mit Freude und Erfolg weitermacht.
Herr Keller, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!
Das Interview führte Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas, in Deidesheim im Rahmen des Vorabend-Meetings der „véritbale“ 2019, die als schönste Weinfachmesse Deutschlands gilt, alljährlich durchgeführt von Uwe Warnecke in St.Martin. Auf der Messe hatte ich (Dieter Simon) am nächsten Tag Gelegenheit, Weine des Weinguts Franz Keller – von Fritz Keller – zu verkosten:
2017 Oberbergener Bassgeige Grauburgunder Qualitätswein Baden, VDP erste Lage
mit 0,9 g/l Restzucker herrlich trocken und mit angenehmen „nur“ 12,5 % Alkohol
Viel Duft, stoffige Nase mit Noten von Herbstäpfeln und Marillen; vollmundiger in sich ruhender Körper unterlegt mit Anklängen an Mandeln; festes, süffiges und dennoch trockenes Finish in schöner Balance.
2017 Oberbergener Pulverbuck Weißburgunder Qualitätswein Baden, VDP erste Lage
mit 1,7 g/l Restzucker ebenso trocken und auch „nur“ 12,5 % Alkohol
Feiner Duft von anhaltender Eleganz mit Anklängen an frische Trauben und Grapefruit; gaumenfüllende ruhige Eleganz begleitet von zarten Noten von Holzfass und bleibender angenehmer Kraft im Finish.
2017 „Franz Anton“ Chardonnay Qualitätwein Baden
ebenso trocken mit 1,4 g/l Restzucker und „nur“ 12,5 % Alkohol
Sehr präsenter fruchtiger Duft mit Noten von Apfelkompott, Kumqua, Stachelbeeren; auf der Zunge ein fruchtiger Körper begleitet von Vanille-Noten und leichtem Holz, sehr angenehm verklingend.
Es ist großartig, dass diese ausgezeichneten Weine, die viel Spaß machen, mit „leichten“ 12,5 % Alkohol auskommen, eine Kombination, die man als Winzer erst einmal hinkriegen muss, was in gleicher Weise auch für den folgenden Rotwein gilt, was noch schwieriger ist:
2017 Oberbergener Bassgeige Spätburgunder Qualitätswein Baden, VDP erste Lage
ebenso durchgegoren mit 1,4 g/l Restzucker und ebenfalls „nur“ 12,5 % Alkohol
Schöne Burgundernase mit Noten von Schattenmorellenkompott, Kirschlikör, Johannisbeergelee; sehr fülliger Spätburgunder – schmeckt super, fast zum drin Baden – ohne aufdringlich zu sein, unterlegt mit Anklängen an gebrannte Mandeln und einem ebenso schönen Finish.
Fotos: Portrait - Fabian Fiechter, Weingut – M. Lehmann, Keller im Berg – A. Durst, Kellerwirtschaft und Außenaufnahme Hotel – L.Greiner
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