Großartige PIWIS, Ehrenpreis ‚Pinoneers of Wine‘, Weingut Maximilian Bohnert
lohnt echt den Blick und beweist, wie gut PIWI-Weine sein können
https://www.bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/97/6d/24/grossartige-piwis-ehrenpreis-pinoneers-of-wine-weingut-maximilian-bohnert-67-1762251495.jpgBestens gefallen hat mir sein quicklebendiger und sehr eingängiger
Rotwein trocken 2024, den er einfach ‚Herr Heinrich‘ nennt
und voll selbstbewusst ‚nur‘ als badischen Landwein deklariert: „Lebhafter Duft mit Noten von Kirschmarmelade und Kirschlikör; auf der Zunge ebenso munter, frisch, fruchtig mit Anklängen an Schattenmorellenkompott und einer Lebendigkeit, die einen bis ins Finish begleitet, das mit einer dezenten Salzigkeit verklingt“, lauten meine Notizen. Sehr unterhaltsamer Tropfen sowie ein guter Essensbegleiter. Macht Spaß, und man freut sich schon auf den nächsten Schluck, und das bei lediglich 12% Alkohol. Das gibt’s nicht so oft.
Nachgefragt verrät Bohnert, dass der Wein aus den Sorten Pinotin und Satin Noir gekeltert wurde. Beides sind rote PIWI-Sorten und stammen von dem bekannten Schweizer Züchter Valentin Blattner. Pinotin wurde in Deutschland bereits 2014 zum Ertragsweinbau zugelassen. Satin Noir befindet sich noch im Versuchsanbau. Nebenbei: Züchtungen und Zulassungen dauern Jahre, ja Jahrzehnte. Beide Sorten dürften viel Zukunft haben, und von beiden kultiviert das junge 4,5 ha Weingut je einen Hektar. Bohnert: „Vor der Anpflanzung und Sortenwahl habe ich mich sehr sorgfältig umgetan bei Weinpräsentationen wie bei Kollegen. Am wichtigsten war mir, dass der Wein schmeckt, sowie dass die Reben dankbar in Haltung und Pflege sind, nicht nur pilzwiderstandsfähig sondern auch sonst robust.“
2024 Souvignier Gris trocken
Ebenfalls großartig und ebenfalls „nur“ als badischer Landwein deklariert, 12%: „Kräftige Nase, springt einen an, mit Noten von Zitronat, grünen Äpfeln, Mirabellenkompott plus ein Tick Williams Birne; sehr eleganter Körper, rollt über die Zunge, dann taucht aus dem Hintergrund eine unterhaltsame frische Lebendigkeit auf; elegantes Finish mit dezenter Erinnerung an grüne Paprika sowie Melisse, begleitet von leichter Salzigkeit“, habe ich notiert. Macht in gleicher Weise Spaß.
Der weiße Souvignier Gris ist ebenfalls eine PIWI-Sorte, vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg gezüchtet und schon 2013 zugelassen. Mit bereits 596 ha bildet er laut Statistischem Bundesamt 2024 inzwischen die meistangebaute PIWI-Sorte in Deutschland. Bohnert: „Wir hatten eine kleine Fläche und die Reben waren einfach nur prima, bis in den Herbst Blätter und Trauben topgesund, und der Wein war super, also haben wir heute einen Hektar.“
Wer’s leicht milder mag, für den hat Bohnert einen sehr schönen:
2024 Sauvitage feinherb
11% und badischer Landwein: „Würziger Duft mit floralen Noten wie Liebstöckel, sowie Anklänge an reife Äpfel und je einem Hauch Orangeat und Zitronenschale; auf der Zunge temperamentvoll, changierend zwischen würzig und elegant, füllt nach und nach immer mehr den Mund; im Finish lang anhaltende Kraft, aus der zum Schluss feine weiße Pfeffernoten aufblitzen.“
Sauvitage ist eine weiße PIWI-Sorte, die 1988 an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg entstanden ist und 2020 zugelassen wurde. Man beachte den langen Zeitraum! Vom Statistischen Bundesamt 2024 erstmalig erhoben mit 139 ha.
Und als krönender Abschluss Bohnerts „Herzblut“, ein großartiger Dessertwein:
Helios „SUR LIE“ Qualitätswein Baden
14%, ein Jahr auf der Hefe im Holzfass gereift (la lie, französisch, meint die sich im Fass absetzende Weinhefe): „Die Nase erlebt gleich eine wunderbare Reife, üppig, mit Noten von Karamell und Nusskuchen; auf der Zunge mundfüllend, rund, ausladend, reif, mit Fruchtanklängen an reife Mango. Es kommt viel Fülle rüber, die den Gaumen bis ins Finish begleitet und in Noten von Crème brûlée gipfelt.“
Helios ist eine bereits 1973 am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg gezüchtete weiße PIWI-Sorte, die bereits 2005 zum Ertragsweinbau zugelassen wurde und als Spezialität gelten darf. Bohnert: „Wir haben davon zwar nur 20 Ar und von diesem Wein nur 500 l – aber ich liebe ihn.“
Näheres auf der Website: https://weinvommax.de
Text und Fotos (sofern nicht anders anegegen): Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas

