Ein Weinkritiker hat sie einmal das „Kalifornien Europas“ genannt. Damit liegt er nicht ganz verkehrt, denn das riesige Gebiet, das sich von Lissabon bis zur Algarve erstreckt, ist von der Sonne verwöhnt. Doch auch die Revolution im Weinbau seit Beginn des neuen Jahrtausends lässt Weinfreunde schwärmen. Massiv wurde in modernste Technik investiert, die jungen Önologen holten sich weltweit Anregungen und setzten nach ihrer Rückkehr auf Klasse statt Masse, ohne die Tradition aus den Augen zu verlieren.

Weinlandschaft im Alentejo. Foto: Wines of Portugal

Blick auf Mértola

Barrique-Keller der Adega da Ravasqueira

Die Weinregion lebt von der landschaftlichen und klimatischen Vielfalt ihrer Unterregionen. Dabei kann das Alentejo auf einen Schatz an autochthonen Rebsorten bauen. Statt französischer Edelreben setzen Weinbauern auf Trincadeira, Touriga Nacional, Castelão, Aragonês und Alfrocheiro bei den Roten und auf Arinto, Roupeiro und Antão Vaz bei den Weißen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: farbintensive, fruchtige und strukturreiche Rotweine, die man jung trinken, aber oft auch lange lagern kann und fruchtige, komplexe Weißweine mit harmonischem Körper und guter Säure.

Weintourismus in der einst armen Provinz

Das ruft - eine weitere Gemeinsamkeit mit Kalifornien - Weintouristen auf den Plan. Die über 300 Erzeuger begnügen sich nicht mit dem weltweiten Siegeszug ihrer Weine, sondern heizen den Weintourismus richtig an. Viele kann man fast das ganze Jahr über besuchen. Etliche Weingüter bieten ihren Gästen auch Restaurants, komfortable Unterkünfte und Touren und man kann sie auf den „Rotas dos Vinhos do Alentejo“ problemlos abklappern. (www.vinhosdoalentejo.pt). Schon früh hat man dies bei Herdade do Esporão in der Nähe von Reguengos de Monsaraz erkannt. Vinophilen Gästen erwarten dort Programme rund um den Wein und ein tolles Restaurant. Die Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit setzen auf ökologisches Wasser-Management und beten auch Fledermäusen ein Zuhause.

Für viele ein Traum – Mitarbeit bei der Weinlese

Selbst einmal Hand anlegen bei der Weinlese kann man zum Beispiel in der Herdade dos Grous in Albernôa. Das Weingut ist in deutschen Besitz und man kann einen Tag bei der Weinlese dabei sein, hilft beim Schneiden der Reben und begleitet die Trauben bis in den Keller. Zum Programm gehört ein Picknick im Weinberg und ein abgestimmtes Degustationsmenü. Mit Luis Duarte kümmert sich einer von Portugals Topönologen um den Wein, der zur Spitzenklasse der Alentejo-Weine zählt.

Kulinarische Entdeckungen und UNESCO Weltkulturerbe

Auch kulinarisch hat das Alentejo einiges zu bieten. Sie gilt heute als eine der raffiniertesten Küchen Portugals. Gutes Brot, Olivenöl und Knoblauch sind die Grundlage der einstigen Arme-Leute-Küche. Frischer Fisch und Meeresfrüchte aus dem nahen Atlantik werden mit vielen Kräutern und Gemüsen kombiniert. An Fleisch kommt oft Wild oder das iberische Schwein auf den Tisch. Die Tiere leben im Freien in Kork- und Steineichenwäldern, lieben Eicheln und werden damit gemästet. Dies verleiht ihnen festes Fleisch und ein ganz besonderes Aroma. Ungezählt sind auch die regionalen Süßspeisen, deren Rezepte oft aus den Klöstern der Region stammen. Heute haben oft engagierte junge Küchenchefs die Küchenleitung übernommen, die Gerichte der Mütter und Großmütter mit Eindrücken ihren Lehr- und Wanderjahren im Ausland verbinden.

Nicht versäumen sollte man Évora, dessen historisches Zentrum Teil des UNESCO Welterbes ist. Mitten im alten maurischen Viertel liegt die kleine Botequim da Mourana, wo Inhaber und Koch Domingos eine ausgezeichnete regionale Küche kocht und seine Gäste gerne berät, welcher der 150 Weine aus dem Alentejo am besten dazu passt. E bom proveito! (Guten Appetit!)