2014er Prognose – Winzer sehr optimistisch

Wein Prognose 2014 - Winzer sehr optimistisch

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Von Dieter Simon  7119

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ – Karl Valentin, der berühmte Kabarettist. Natürlich wird jeder Jahrgang immer „sehr gut“, wenn man Winzer fragt. Aber es gibt doch Schattierungen und auch ausführlichere Informationen. Und es lässt sich schon Vieles sagen, auch wenn das Wetter in der Lesezeit noch eine große Rolle spielt. Aber wo schon vorher Probleme waren, kann auch gutes Lesewetter nicht alles rausreißen. So haben wir uns umgehört:

Manche Prognosen waren kurz und knapp, wie „Sehr, sehr gut“, so Armin Sütterlin, Betriebsleiter des Weinguts Abril in Vogtsburg-Bischoffingen am Kaiserstuhl – vom iPhone gesendet. Ausführlicher wurden:

  • Vivani Schokolade

Gerald Baldauf, Weingut Baldauf, Ramsthal, Franken
Reinhard Schäfer, Ökoweingut Schäfer, Steinheim-Kleinbottwar, Württemberg, fühlt sich im Einklang mit der Natur – ohne Helm!
Martin Korrell, Weingut Korrell Johanneshof, Bad Kreuznach-Bosenheim, Nahe
Ernst Nickel, Geschäftsführer Winzergenossenschaft Wolfenweiler, Baden
Fabian Mengel, Weingut Zimmer-Mengel, Engelstadt, Rheinhessen
Georg Netzhammer, Wein- und Sektgut Engelhof, Hohentengen, Baden
Stefanie Weegmüller-Scherr, Weingut Weegmüller, Neustadt-Haardt, Pfalz
Thomas Basler, Geschäftsführer Winzerkeller Auggener Schäf, Auggen, Baden
Dr. Carl von Schubert, Weingut Maximin Grünhaus, Mertesdorf, Mosel
Arno Bergler, Steirische Terroir- u. Klassikweingüter, Gamlitz, Steiermark
Meinhard Forstreiter, Weingut Meinhard Forstreiter, Krems, Wachau

Gerald Baldauf, Weingut Baldauf, Ramsthal, Franken: Wir sind in unserem Betrieb positiv auf den neuen 2014er Jahrgang gestimmt. Wir werden dieses Jahr von ca. 60 ha im Umkreis von 50 km um den Betriebssitz Ramsthal Trauben keltern. Zur Zeit ist der Stand wirklich sehr gut. Auch das durchwachsene Wetter der letzten beiden Wochen war meiner Ansicht nach gut für die Entwicklung der Trauben. Durch den dieses Jahr relativen frühen Austrieb und die derzeitige Wetter-Situation haben wir die Chance, eine lange Reifezeit zu erlangen. Schon jetzt zeigen die Aromasorten sehr gutes Potential, das ich höher einschätze als in 2013. Auch die Säure ist noch auf einem guten Niveau und zwingt nicht zu frühzeitigem Handeln. Ob Konventionelle oder Bioweinberge – bisher alles wie gemalt. Inwieweit neu Gelegenheitsschädlinge, wie die zur Zeit präsente Kirschessigfliege, die über die Alpen gekommen ist, für Probleme sorgen werden (nur bei roten Trauben), wird sich zeigen. Hysterie ist hier nicht gefragt. Es kann wirklich einen sehr guten Jahrgang geben, in dem Qualität und Quantität für allgemeine Zufriedenheit sorgen können. Wir sind auf die nächsten Wochen gespannt. Vor 20. September rechne ich nicht mit dem Start der Kampagne.

Reinhard Schäfer, Ökoweingut Schäfer, Steinheim-Kleinbottwar, Württemberg: Zum 2014-er kann man derzeit folgendes sagen: Bei uns in Kleinbottwar sind die Reben gesund bei durchschnittlicher Ertragserwartung. Die Lese (oder auch Vorlese) der Sorten Cabernet Dorsa und Müller-Thurgau erwarte ich in der KW 37. Etwa 10 Tage früher als in den Vorjahren. Auffällig sind die jetzt schon moderaten Mostsäurewerte. Aktuelle Daten von Johanniter im Kelterweinberg: 78° Ö, PH 3,0, 9,9 g/l Mostsäure.

Britta Korrell, Weingut Korrell Johanneshof, Bad Kreuznach-Bosenheim, Nahe: Jedes Jahr scheint von einem Motto geprägt zu sein. Letztes Jahr hieß es im verregneten und schwierigen Herbst: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Nie haben wir so viel sortiert wie 2013. Aber durch erhöhtes Personal und ständiges Selektieren konnten wir gleichbleibende Qualitäten im Vergleich zum Vorjahr gewährleisten. Und es hat sich gelohnt. Die Weine zeigen sich reintönig, elegant und mit einer stabilen, aber sehr angenehm eingebundenen Säure. Sicherlich wird 2013 ein Jahrgang mit großer Langlebigkeit.

Was uns dieses Jahr auch durch die Unterschiedlichkeit der Lagen von Bad Kreuznach bis Schloßböckelheim beschäftigt, ist, wie man deren Einzigartigkeiten durch optimale Bewirtschaftung und intensive Weinbergsarbeit noch besser unterstreichen kann. Was dabei herausgekommen ist, klingt banal, ist aber in unserer heutigen Zeit überhaupt keine Selbstverständlichkeit mehr: Der Chef will wieder mehr in den Weinberg! Durch das zufällige Ausscheiden unseres Außenbetriebsleiters, Michael Ebert, ergab es sich naturgemäß, dass Martin Korrell wieder die Planung und volle Verantwortung der Weinbergsarbeiten übernahm. „Für mich ist es die reinste Erfüllung und purer Luxus, wenn ich e-mails und iPhone einmal ignorieren kann und mich ganz dem Rebstock an sich widmen darf. So einfach es klingt, ist das doch der Ursprung aller guten Weine, und es gibt unendlich viele Dinge, die man immer noch besser machen kann. Dazu gehören z.B. die Anschaffung eines speziellen Pfluges, der die Böden nur auflockert, aber nicht verdichtet. Außerdem wird wieder Stroh in die Weinberge eingebracht, um eine bessere Humusversorgung zu gewährleisten, und es gibt eine ständige Kommunikation mit einem Agrarberater bezüglich neuer biodynamische Möglichkeiten, die nach und nach den konventionellen Anbau ergänzen und ersetzen.“

Der Vegetationsvorsprung in diesem Jahr von etwa 2 Wochen gegenüber dem Vorjahr hat sich bis jetzt fortgesetzt, sodass die Haupt-Weinlese wohl spätestens am 20. September beginnen wird. Die Erträge zeigen sich normal, durch die Trockenheit während der Blüte vielleicht etwas geringer als der Durchschnitt. Die etwas schwierige Witterung und die hohen Niederschlagsmengen in den letzten Wochen haben jedoch in diesem Jahr einen konventionellen und durch absolute konsequente Kontrolle geprägten Anbau gefordert. Unsere Mitarbeiter haben in allen Weinbergen die Blätter entfernt, die Trauben hängen momentan absolut frei, sodass ein gesundes Klima herrscht, das Bakterien und Krankheiten keinen Nährboden gibt. Wir sind sehr zuversichtlich, dass 2014 ein seriöser Jahrgang mit Weinen aller Qualitätsstufen geben wird. Die Rieslinge hängen wunderschön am Stock und bekommen durch die nicht ganz so warme Witterung ein kühle, edle Reife. Wir sind selbst gespannt, was die nächsten Wochen bringen!

Ernst Nickel, Geschäftsführer Winzergenossenschaft Wolfenweiler, Baden: Nach den mengenmäßig unterdurchschnittlichen Jahrgängen 2012 und 2013 gehen wir mit einer gewissen Vorfreude in die Ernte 2014. Der frühe Austrieb, optimale Blütebedingungen und ein letztlich doch noch vernünftiger Sommer lässt einen in Menge und Qualität überdurchschnittlichen Jahrgang erwarten. Jetzt wünschen wir uns noch einige schöne Spätsommertage und insbesondere, dass wir die Situation mit der in ganz Baden aufgetretenen Kirschessigfliege in den Griff bekommen. Die Voraussetzungen für einen guten Jahrgang sind gegeben.

Fabian Mengel, Weingut Zimmer-Mengel, Engelstadt, Rheinhessen: Mit solchen Prognosen bin ich generell vorsichtig. Denn es ist noch alles offen, was den Weinjahrgang 2014 angeht. Gerade erst haben wir unsere Spitzenweine aus 2012 & 2013 präsentiert. 2013 galt nicht als der Spitzenjahrgang, und doch haben sich die Weine prächtig entwickelt dank sorgfältiger und präziser Arbeit. Derzeit treffen wir erste Herbstvorbereitungen für 2014. Wir haben unsere Anlagen gut vorbereitet, die Traubenzone entblättert, ausgedünnt und unsere Hausaufgaben bis zu diesem Punkt gemacht. Der nächste Schritt für den Jahrgang 2014 wird während der Weinlese erarbeitet, über die ich derzeit noch keine Aussage treffen möchte. Oftmals werden Weinjahrgänge von vornherein gut- oder schlechtgeredet und dies völlig zu Unrecht. Dem möchte ich mich persönlich entziehen. In 4 bis 8 Wochen kann ich Ihnen mit Sicherheit mehr sagen…

Was sich in jedem Fall sagen lässt, möchte ich in den folgenden Sätzen kurz zusammenfassen: Zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr waren wir vom Entwicklungsstand her gesehen ungefähr zwei Wochen vor dem langjährigen Mittelwert. Die Rebblüte hat sich nicht lange hingezogen, was zu verhältnismäßig kompakten Trauben und etwaiger Botrytis führen könnte. In diesem Fall setzen wir auf eine Negativselektion unserer Anlagen vor der Hauptlese. Der positive Wettertrend hat sich bis Ende Juni fortgesetzt, während sich der rasante Vorsprung im Laufe des Juli und August etwas ausgebremst hat. Im Laufe der aktuellen Woche hat es bei uns gute 50 l/m2 geregnet. Je nach weiterem Witterungsverlauf rechnen wir mit einem Lesebeginn um den 10. Bis 15. September. Es sind genau die kommenden Wochen, auf die es nun wirklich bei der Witterung ankommt.

Georg Netzhammer, Weingut- und Sektgut Engelhof, Hohentengen, Baden, am Hochrhein gegenüber dem Schweizer Ufer: Der frühe Austrieb und das warme Frühlingswetter verschafften uns einen Vorsprung von 8-10 Tagen gegenüber einem Durchschnittsjahr. Trotz den hohen Niederschlägen im Juli und August und den gefühlten kalten Temperaturen war das vegetative Wachstum sehr gut. So hält der Vorsprung an, und wir haben schon überdurschnittliche Mostgewichtsmessungen. Der Müller-Thurgau liegt bei ca. 55- 60°Oechsle und die frühe PIWI Sorte Solaris ist im Spätlesebereich. Vor allem ist die physiologische Reife bei den Bukettsorten schon sehr ausgeprägt. Die Aromaentwicklung geht voran. Aufgrund der frühen Reife wäre jetzt trockenes Wetter ideal, um eine zu frühe Botrytis zu vermeiden. So könnte eine qualitativ und quantitav ausserordentlich gute Lese 2014 eingefahren werden.

Stefanie Weegmüller-Scherr, Weingut Weegmüller; Neustadt-Haardt, Pfalz: "Die Natur regelt alles Alleine.“ Der Behang ist aber schon besser wie letztes Jahr.

Thomas Basler, Geschäftsführer Winzerkeller Auggener Schäf, Auggen, Baden: Wir können von idealen Voraussetzungen ausgehen. Die Bedingungen über die gesamte Vegetation waren ideal: ausreichend Niederschlag und warme Temperaturen über lange Wochen. Der Behang ist außerordentlich gut, die Reben stehen gesund da, d.h. die Laubwand ist gesund und intakt, die Reife entwickelt sind weiterhin positiv. Die Öchslezahlen liegen noch etwas zurück, wobei der Vegetationsvorsprung von ca. 10 Tagen noch zu berücksichtigen ist, d.h. der Herbstbeginn wird Mitte bis Ende September erwartet, so dass bis dahin die Qualitäten allgemein noch deutlich zunehmen werden. Alles in allem erwarten wir sowohl in der Quantität, als auch in der Qualität einen guten und Jahrgang 2014, über den skich die Weinfreunde freuen werden.

Dr. Carl von Schubert, Weingut Maximin Grünhaus, Mertesdorf, Mosel: Eine profunde Prognose lässt sich zur Zeit noch nicht abgeben, doch verdichten sich die Zeichen, dass wir den schon im Frühjahr aufgebauten Vegetations-Vorsprung bis heute halten und auch noch ein wenig ausbauen konnten. Der Riesling ist zu einem großen Teil schon „im Wein“ und der Spätburgunder gut durchgefärbt. Die Trauben lassen sich schon schmecken! Erfahrungsgemäß haben Weinjahrgänge mit einer langen Wachstumsperiode eine große Aromen-Vielfalt und eine erfreuliche Geschmackstiefe. Für den Riesling, den wir vermutlich nicht vor der 2. Oktoberwoche lesen werden, trifft dies in besonders starkem Maße zu. Was den Ertrag anlangt, so ist mit einem guten - nicht übermäßigen - Ertrag zu rechnen. Der Gesundheitszustand der Trauben ist erfreulich gut. Kurz, die Hoffnungen und die Vorfreude auf einen exzellenten und reifen Jahrgang, der mit Würze, Mineralität und viel Frucht ausgestattet sein kann, wachsen von Tag zu Tag.

Und ein Blick nach Österreich

Arno Bergler, Steirische Terroir- u. Klassikweingüter, Gamlitz: Anhaltende Niederschläge sorgen für viel Arbeit im Weingarten. Die Ernte wird voraussichtlich in der 3. Septemberwoche beginnen, alle hoffen im Moment auf trockenes, sonniges Spätsommerwetter. Wir erwarten eine zügige Ernte, allerdings eine sehr selektive und herausfordernde, weil dort und da durch die Feuchtigkeit mit Botrytisinfektion zu rechnen sein wird. Die Erträge sind niederig, gerade bei Sauvignon Blanc kam es während der Blütenhase mitunter zu starker Verrieselung. Es kann noch alles passieren, von einem durchschnittlichen Jahr bis zu einem qualitativ herausragenden. Die nächsten 3-5 Wochen sind entscheidend! Daumen drücken!

Meinhard Forstreiter, Weingut Meinhard Forstreiter, Krems, Wachau: Es hängt vom Altweibersommer ab! Nach einem extrem trockenen Frühjahr, feuchtem Mai und extrem heißen Juni war bis Mitte – Ende Juli die Welt für uns Winzer in Krems auf jeden Fall in Ordnung. Guter Traubenansatz und vernünftiges Wetter ließen uns auf eine sehr frühe und reiche Ernte hoffen. Der verregnete August stimmt uns etwas bedenklich, da nach einem Hagelunwetter in einem unserer Weingärten unweit von Hollenburg vereinzelt die Trauben zu faulen beginnen. Die Herausforderung liegt darin, die Beeren genauestens zu selektionieren. Auf jeden Fall warten wir jetzt auf den berühmten Altweibersommer! Tritt der ein, werden wir sicher wieder einen sehr guten Jahrgang bekommen. Nicht sehr viel Säure - die fällt heuer nach unseren Messungen besonders schnell, aber einen durchaus lebendigen fruchtigen Jahrgang. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind schon sehr ausgeprägt. Diese fördern erfahrungsgemäß die Aromareife.

Befragung und Zusammenstellung: Dieter Simon; Fotos: PR der Weinerzeuger

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