Deutschland, wie es isst: Unsere Vorlieben
Der Ernährungsreport 2021: Bürgerbefragung und der Nutri-Score
https://www.bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/d8/db/eb/deutschland-wie-es-isst-unsere-vorlieben-65-1621680493.jpgDie komprimierte Zusammenfassung
- Gut schmecken: 99% der Befragten muss es gut schemcken. Dies ist seit Beginn der Befragung unverändert wichtig.
- Gesund sein: Für 91% der Befragten muss Essen außerdem gesund sein.
- Vielfältigkeit: Ferner ist Vielfältigkeit gefragt. Der tägliche Konsum von Gemüse und Obst ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bei mehr als Dreiviertel der Befragten landen sie täglich auf dem Tisch (76% statt 70% 2020). Auch die Vorliebe für Milchprodukte ist unverändert hoch. 64% essen täglich Joghurt, Käse und Co. Hierbei gilt: je älter die Befragten sind, desto häufiger ist der Konsum solcher Produkte.
- Mehr Vegetarier: Sicherlich nicht verwunderlich hat der Anteil der Vegetarier und Veganer auf jetzt 10 bzw. 2% zugenommen.
- Weniger Fleisch und Wurst: Der Verzehr von Fleisch und Wurst hat demzufolge etwas abgenommen. 26% der Befragten essen diese Produkte täglich oder mehrmals täglich. Das ist ein Rückgang von 8 Prozentpunkten gegenüber 2015.
Zunahme des Selbstkochens - 52% Kochen täglich
Mehr Vertrauen und Regionalität
Allen Befragten gemeinsam ist das hohe Vertrauen in Lebensmittel. So vertrauen 83 Prozent auf deren Sicherheit, was einen Anstieg von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Getreu dem Schlagwort: Global denken, regional handeln, ist die Regionalität der Produkte beim Einkauf der Lebensmittel mit 82 Prozent unverändert wichtig. Besonders bei frischem Obst und Gemüse sowie bei Eiern mit jeweils 86%. Dies gilt auch beim Einkauf von Brot und Backwaren (83%), Fleisch und Wurst (78%) sowie Milchprodukten (71%).
Mehr Tierwohl sowie Klima- und Umweltschutz
Einen immer höheren Stellenwert nimmt der Bereich Tierwohl ein. 86 Prozent der Befragten plädierten dafür, dass es in Zukunft zu einem staatliches Tierwohlkennzeichen kommen sollte. Des Weiteren erwarten 73% der Befragten von der Landwirtschaft eine artgerechte Tierhaltung. Dieses Thema genießt vor allem bei den Befragten zwischen 14 und 29 Jahren hohe Priorität mit einem Anstieg von 13% gegenüber dem Vorjahr.
Dass Klima- und Umweltschutz auch in diesem Report bei vielen Befragten eine große Rolle spielen, ist angesichts der medialen und realen Präsenz dieser Thematik nicht verwunderlich. Häufiger als noch im Vorjahr äußern sich die Befragten darüber, wie wichtig es ihnen ist, Angaben hinsichtlich Umweltverträglichkeit auf Lebensmittelverpackungen zu finden. Hierbei ist mit 84% eine Zunahme von 8% über alle Altersgruppen hinweg zu verzeichnen. Auch der Wunsch an die Landwirtschaft, umweltschonende Produktionsmethoden anzuwenden, ist im Vergleich zum Vorjahr um 5% auf 57% gestiegen. 54% votierten hierbei auch für eine Verringerung von Emissionen. Weiterhin hat sich aus der Befragung ergeben, dass die Befragten, die schon einmal vegetarische/vegane Alternativen gekauft haben, dies neben Neugier (71%) vor allem aus Tierschutzgründen (59%) tun, oder weil es gut für das Klima/die Umwelt ist (54%).
Für rund 2/3 Biosiegel wichtig
Nicht nur bei Kleidung oder Wasch- und Spülmaschinen etc. gibt es sogenannte „Siegel“. Fast kann man von einem „Siegelboom“ sprechen. Mittlerweile hat dieses „versiegeln“ einen solchen Umfang erreicht, dass man sich fragt: Wer verleiht hier was wofür? Vieles ist für den Verbraucher nicht mehr nachvollziehbar. Leider macht die Landwirtschaft keine Ausnahme. Jedoch allen Unkenrufen zum Trotz geben zwei Drittel der Befragten an, dass sie beim Einkauf von Lebensmitteln meistens auf das "Regionalfenster" achten. Ähnlich viele schauen darauf, ob Produkte mit dem "Biosiegel" gekennzeichnet sind.
Der Nutri-Score – zunehmende Verwendung - beeinflusst Kaufeintscheidung
44%der Befragten geben an, dass sie den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Produktpackung wahrgenommen haben. Ein Drittel (33 %) davon haben Produkte innerhalb einer Produktgruppe anhand des Nutri-Score miteinander verglichen. Bei 45 Prozent von ihnen hat der Nutri-Score die Kaufentscheidung schon einmal beeinflusst. Die Bundesministerin Julia Klöckner verwies auf die Ergebnisse des Reports zum Nutri-Score, den sie in Deutschland eingeführt hat. Die Zahlen zeigten, dass dieser von den Verbrauchern schnell wahrgenommen und gut angenommen werde. Auch auf Seiten der Unternehmen sehe man eine hohe Dynamik: Bereits 177 deutsche Unternehmen mit 326 Marken haben sich für die Verwendung des Nutri-Score registriert. Für die, die noch nicht wissen was sich hinter dieser Bezeichnung verbirgt, eine kurze Erläuterung:
Durch den Nutri-Score können Verbraucherinnen und Verbraucher verschiedene Produkte einer Produktgruppe miteinander hinsichtlich ihres Nährwerts vergleichen. Das heißt: Innerhalb einer Produktgruppe ist beispielsweise ein Lebensmittel mit grünem A die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl im Vergleich zu einem Lebensmittel mit einem gelben C. Eine Fertigpizza mit einem Schokoriegel zu vergleichen, ergibt also keinen Sinn, da es sich nicht um Alternativen handelt. Mit dem Nutri-Score lassen sich aber gut Produkte der gleichen Kategorie vergleichen, z.B. Schokoriegel A mit Schokoriegel B (gleiche Produkte unterschiedlicher Hersteller) bzw. ähnliche Produkte derselben Produktkategorie, z.B. Schokomüsli mit Früchtemüsli.
Es braucht „die Bauern um die Ecke“
Bei der Vorstellung des Ernährungsreports 2021 äußerte sich die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner wie folgt: „Es gibt hohe gesellschaftliche Erwartungen an die Landwirtschaft. Das zeigen auch die Ergebnisse unseres Reports: mehr Umwelt- und Klimaschutz, mehr Tierwohl. Deswegen setzen wir den politischen Rahmen für eine wettbewerbsfähige und gleichzeitig nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland und auch in Europa. Denn regionale Produkte setzen eine regionale Landwirtschaft voraus – also ‚die Bauern um die Ecke‘. Bewusster einkaufen, regionale Erzeuger unterstützen und dabei etwas für den Klimaschutz tun, das ist für viele wichtiger geworden." So fasste Klöckner die Ergebnisse des Ernährungsreports 2021 bei der Vorstellung am 19. Mai 2021 zusammen.
Text: Horst Kröber. Quelle sowie Fotos und Grafiken: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft / forsa Institut