Die Domäne Wachau - hat sich mit ihren Weinen in die Topliga katapultiert!
beutendster österreichischer Weinerzeuger mit biologischem Anbau
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Womit wir schon bei der ersten Riede (österreichisch für Lage) und den ersten Weinen von insgesamt sechs verkosteten wären:
Grüner Veltliner Federspiel Ried Kaiserberg 2024

'DAC' steht für „Districtus Austriae Controllatus“ und ist das gesetzliche Kürzel für gebietsmäßig festgeschriebene österreichische Qualitätsweine mit entsprechend höheren Anforderungen.
Federspiel ist eine zusätzliche strengere Qualitätsbezeichnung des Gebietsschutzverbandes Vinea Wachau Nobilis Districtus, deren Mitglied die Domäne Wachau ist. Für die Nutzung gelten entsprechende Auflagen und Qualitätsansprüche. Federspiel-Weine sind ausschließlich trocken, von der Traubenqualität im Kabinett-Bereich, zeichnen sich durch einen fruchtig-charmanten Charakter aus, wobei die Aufbesserung mit Zucker (Chaptalisierung) strengstens verboten ist. So wird das individuelle Qualitätsprofil der Wachauer Weißweine bewahrt, die von der Vinea Wachau in drei „Gewichtsklassen“ eingeteilt werden: Steinfeder, Federspiel und Smaragd, Bezeichnungen die sich die Vinea Wachau hat markenrechtlich schützen lassen.

Grüner Veltliner Federspiel Ried Kollmitz 2024Qualitätswein aus Österreich, trocken, Wachau DAC, 12,5%: Schon beim Duft offenbart sich die Geschmeidigkeit und Harmonie dieses Grünen Veltliners. Zarte erdige Noten nach Unterholz, Rauch und frischem Getreide in Verbindung mit fruchtigen Spuren von Banane und Erdnuss. Ein perfektes Duftmosaik, dass richtig Lust aufs Probieren macht. Der Geschmack präsentiert sich überaus vielfältig. Helle Noten nach Zitronen- und Orangenschale, Ananas und starker mineralischer Ausstrahlung kontrastieren wunderbar mit Noten nach Birne und Walnuss. Zarte Herbe in Verbindung mit erdig-nussigen Komponenten. Viel Grip. Direktheit und Spontaneität sind angesagt. Keine Umwege, direkt zur Sache. Handwerk vom Feinsten. Boden, Klima, Rebsorte, Winzer- und Kellermeisterarbeit schaffen Großes. Individualität ist Trumpf. Viel Spaß im Glas.
Die Ried Kollmitzexponiert sich in Richtung Südosten und fängt im Jahr durchschnittlich 2217 Stunden Sonne ein. Die Bedingungen in der Riede sind kühl und vor allem von Klimaeinflüssen aus dem atlantisch geprägten Wachauer Westen und dem nördlichen Waldviertel beeinflusst. Dank windgeschützter Position wird die tagsüber einfallende Wärme lange gespeichert. Markant in der Ried sind vor allem zwei Faktoren: Zum einen die fehlenden Steinmauern – hier werden die Terrassen meist durch Böschungen befestigt, zum anderen ist die Lage geprägt von mächtigen Lössanwehungen, die vor allem den unteren Teil der Kollmitz bestimmen. Während der ausgeprägte untere Bereich der Ried Kollmitz ideale Verhältnisse für Grünen Veltliner bietet, ist der obere, auf Paragneis basierende Teil der Riede vor allem mit Riesling bestockt.
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Die Domäne Wachau gilt daher Dank ihrer nachhaltigen Denk- und Arbeitsweise als Vorreiter für die gesamte Region. Schon jetzt hat sich das Modell der Winzergenossenschaft als ethisch-soziales und nachhaltiges Konzept bewährt. Durch die kontinuierliche Steigerung der Wertschöpfung innerhalb der letzten 15 Jahre wurde vielen Weinhauern in der Region wieder eine Zukunftsperspektive gegeben.
Weiterentwickelt haben sich auch die Weine: Sie zeigen heute eine klare Handschrift, sind puristisch und präzise, mit Transparenz, Grip, Tiefe und Trinkfluss. Neben den ausdrucksstarken Rieden-Weinen rückt die Domäne Wachau mit ihrer Backstage-Serie unkonventionelle und charakterreiche Naturweine in den Fokus. In Amphore, Beton und Stein entstehen temperamentvolle Weine abseits der traditionellen.
Die Wachau
Weltkulturerbe und bezaubernde Wohlfühllandschaft – das ist die Wachau, das enge Donautal zwischen Melk und Krems. Auf 1350 Hektar, teils auf steilen Terrassen, stehen hauptsächlich Grüner Veltliner und Riesling. Die Weinkategorien »Steinfeder«, »Federspiel« und »Smaragd« stehen für die Naturbelassenheit der Wachauer Weine. Die Wachau ist Teil des österreichischen DAC-Systems. Damit rücken der Terroirgedanke und die detaillierte Herkunft der Weine vollends in den Mittelpunkt. Zusätzlich zu den seit Jahrzehnten etablierten und auf die Stilistik verweisenden Bezeichnungen Steinfeder, Federspiel und Smaragd definieren sich die Weine der Wachau künftig auch noch über drei geographische Einheiten: das Gebiet, den Ort und die Riede.
Das Klima
Die Wachau liegt als Engtal zwischen den Höhen des Waldviertels und jenen des Dunkelsteinerwaldes. Das spezielle Klima übt großen Einfluss auf die hohe Qualität der Weine aus, wobei zwei Großklimazonen das lokale Klima beeinflussen. Vom Westen dringt atlantisch geprägte Luft ein, die dem Klima der Wachau den gemäßigt-kontinentalen Charakter verleiht, mit kalten Wintern und heißen, trockenen Sommern. Die Wassermassen der Donau wirken besonders im Sommer temperaturausgleichend. Vom Osten fließen warme, pannonische Luftmassen in das Donautal ein, die mildernd auf das Klima einwirken, besonders in der kalten Jahreshälfte.
Die Böden
Die Böden der Wachau zeigen trotz der geringen geographischen Ausdehnung dieses Gebiets vielfältige Ausprägungen. Die Besonderheit der Wachauer Landschaft entstand dadurch, dass sich die Donau ihren Weg durch hartes, kristallines Urgestein bahnen musste. Diese ältesten Gesteine Österreichs, die „Böhmische Masse“, sind der verbliebene Sockel eines uralten Gebirges. Gföhler Gneis und Paragneise der Wachau waren ehemals Tiefengestein bzw. Sedimente, die sich unter großem Druck und Hitze im Erdmantel verändert haben und nun die Basis der Wachauer Böden bilden.
Grüner Veltliner Smaragd Ried Achleiten 2023Qualitätswein aus Österreich, trocken, Wachau DAC, 13,5%: Zart und feingliedrig kommt er daher. Wunderbare Kräuteraromen nach Salbei und Rosmarin und die Schärfe nach Anis, weißem Pfeffer und Muskat sorgen für Frische pur. Noten nach Apfel, Birne und Walnuss sorgen für die Erdigkeit dieses Weins. Dies alles umgibt ein Mantel feinster Mineralik gepaart mit einer leichten Salzigkeit und dezenter Rauchnote. Welch eine Eintrittskarte für den Geschmack. Wow, was geht denn hier ab. Von 0 auf Hundert in Sekundenbruchteilen. Eine Mundfülle ohnegleichen. Die Rezeptoren arbeiten auf Hochtouren. Fast kommt man mit dem Schmecken nicht mehr nach. Die Präsenz dieses Veltliners ist phänomenal. Viel Grip. Fordernd. Animierend. Stets nach vorne. Harmonie in Perfektion. Aromatik, die von frisch weißpfeffrigen Noten, Muskat und Radi über Honig, Brennnessel, Anis bis hin zu knackiger Birne und einer leichten Zitrusnote reicht. Die dezente Restsüße und die gut eingebundenen Tannine sorgen für den nötigen Schmelz. Die mineralisch-salzige Note steht für einen fulminanten Abgang. Ein Paradebeispiel dafür, dass Wein mehr ist als nur ein Getränk.
Die Ried Achleitenfällt steil nach Süden ab und dreht sich am Westende etwas in südwestliche Richtung. Direkt über der Donau auf rund 210 Meter Seehöhe starten die untersten Terrassen, die höchsten Parzellen liegen bei rund 360 Meter. Die Achleiten befindet sich in der Mitte der Wachau und unterliegt dort dem Einfluss eines kühlen, aber ausbalancierten Klimas Das durchschnittliche Rebstockalter liegt bei ca. 40 Jahren. Die Achleiten ist vielleicht die charaktervollste Lage der Wachau: die Ausprägung der Lage zeigt sich hier stärker als die der Rebsorte.
Grüner Veltliner Smaragd Ried Kellerberg 2023Qualitätswein aus Österreich, trocken, Wachau DAC, 13,5%: Ein tiefer, satter Duft zeugt von beginnender Reife. Zarte, gut eingebundene Tannine und eine leichte Vanillenote kombinieren wunderbar mit nussigen Elementen und zarter Unterholz Aromatik. Schon im Duft wird die Harmonie und Balance dieses Weines deutlich. Herbstzeit, heimkommen, wohlfühlen. Was geschmacklich dann abgeht ist vom Allerfeinsten. Hier wird der TERROIRGEDANKE großgeschrieben. Fokusiert auf den Mittelpunkt zieht der Wein seine Kreise. Pfeffrige Schärfe, Birne, Zitronen- und Orangenschale, Kumquat und viel Nuss sorgen für Fülle und Kraft. Dann folgen leise Töne mineralischen Ursprungs gepaart mit leichter Salzigkeit und einer runden Rauchnote. Koriander und Anis setzen kleine Lichtblicke. Wohl dem, der diese Wein- Wunder- Tüte öffnen darf. Ein Erlebnis.
Die Ried Kellerberg
Der Kellerberg ist mehr als nur der Hausberg der Domäne Wachau. Seine steil abfallenden Rieden stehen exemplarisch für die ganze Wachau, seine Rieslinge und Veltliner sind Synonyme für die besten Weißweine des Landes. Der Kellerberg ist zwar steil, aber dafür verhältnismäßig niedrig. An seinem Hangfuß beginnen die Reben auf knapp über 200 m und enden bei rund 340 m.
Riesling Smaragd Ried Achleiten 2023Qualitätswein aus Österreich, trocken, Wachau DAC, 13,5%: Eine Triade von Frucht, Mineralik und Erdigkeit. Welch ein Duft! Der erste Moment wird geprägt von von Walnuss und Pistazie. Dann schleichen sich Zitrus, Grapefruit und Apfelaromen an. Aber auch Exoten wie Zitronengras und ein leichter Duft nach Wildrosen haben dort ihren Platz. Über allem liegt eine wunderbar mineralisch salzige Note. Ein toller Einstieg. Erstaunlich wie sich dann geschmacklich Frische-Lebendigkeit-Frucht-Süße und Säure zusammenfinden. Der Wein sprüht vor Energie. Wie aus einer Wundertüte zaubert er Aromen der unterschiedlichsten Art aus seinem Hut. Die weißpfeffrig- muskatige Note als Türöffner. Gefolgt von Ingwer und Curry. Nussig und erdig wird es danach. Das sorgt für die nötige Bodenhaftung. Doch der Wein kann auch fliegen. Luftig, leicht die Fruchtaromen nach Apfel, Birne, Pfirsich und Ananas. Wie kleine Tupfer sorgen sie für Abwechslung. Die dezente Restsüße lässt diese Aromen zur Hochform auflaufen. Letztendlich zeigt die mineralisch-salzige Note wie viel Anteil der Boden bei der Geschmacksbildung des Weines hat. Ein Riesling, der auf wunderbare Weise Terroir und das Können des Winzers und Kellermeisters verkörpert.
Riesling Smaragd Ried Singerriedel 2023Qualitätswein aus Österreich, trocken, Wachau DAC, 13,5%: Schon im Duft zeigt dieser Wein seine Verspieltheit. Lassen wir ihm ein wenig Luft. Dann öffnet er sich wie ein Blütenkelch am frühen Morgen, an dem noch die Tautropfen zu sehen sind. Klarheit, Frische und Mineralität stehen im Vordergrund. Eine zarte Würznote nach Salbei ist zu riechen. Dann, fast verschämt wagen sich Aromen nach Tannennadel, frischen Nüssen, Mandel und Unterholz aus ihrem Versteck. Danach erst meldet sich die Fruchtfraktion zu Wort. Knackiger Pfirsich, Mirabelle, Limettenschale lassen schon beim Geruch ahnen, was einen geschmacklich erwartet. Dichte, Fülle und Körperreichtum trifft auf Leichtigkeit. Da steht einer im Raum und füllt alles aus. Er besitzt ein unwiderstehliches Charisma. Er ist präsent, ohne arrogant zu wirken, er fesselt einen, ohne aufdringlich zu sein. Er ist ein Erzähler, ein Fabulierer und man kann, nein muss ihm zuhören. Zauber und Spannung. Ein Wein mit einem hohen Spaßfaktor. Alles ist in wunderschöner Balance. Kaum zu glauben welche Töne er miteinander stimmig in Verbindung bringt. So finden sich Nuancen von Staudensellerie in trauter Eintracht mit Rhabarber und Quitte. Pfirsich und Salbei wetteifern mit weißem Pfeffer und schwarzem Rettich. Hoher Trinkfluss. Der kühle Blick der Leidenschaft.
Die Ried Singerriedelist nicht nur eine der eindrucksvollsten und bekanntesten Lagen der Wachau, sie steht auch für die mitunter besten Rieslinge des Landes. Geologisch ist der Singerriedel vor allem von Paragneis geprägt, über den sich meist eine dünne Schicht feinster Verwitterungsböden mit silikatreicher Braunerde gelegt hat. Weinbau in der Ried Singerriedel ist bereits seit dem 15. Jahrhundert dokumentiert. Der Name leitet sich von ehemaligen Besitzverhältnissen der Lage ab. Eine Rekultivierung der Riede fand dann vor allem in den letzten drei Jahrzehnten statt, in denen ihre Steinmauern wieder instand gesetzt und die meist extrem schmalen Parzellen neu und oft sehr dicht bestockt wurden.
Resümee
Das größte Learning der letzten zwanzig Jahre allerdings sei, dass man nichts übers Knie brechen könne, so Frischengruber und Horvath. Es brauche Zeit und eine Perspektive, um in der Struktur zu arbeiten. Die Wachau sei ein Mikrokosmos. Es brauche ein tiefes Verständnis. Alles müsse zur richtigen Zeit kommen. Es mache keinen Sinn, Projekte anzugehen, weil man das selbst so haben will. Die Domäne Wachau gehör den 200 Weinhauern. Sie müssen die Veränderung wollen. Und das tun sie; weil sie sich ihrer Verantwortung für die Region und für die nachkommenden Generationen bewusst sind.
Text: Horst Kröber; Fotos: Domäne Wachau, sofern nicht anders angegeben