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Der Wein-Jahrgang 2018 in Deutschland

sehr klare Weine, beispielloser überdurchschnittlicher Jahrgang - bonvinitas Winzerbefragung

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Der Wein-Jahrgang 2018 in Deutschland sehr klare Weine, beispielloser überdurchschnittlicher Jahrgang - bonvinitas WinzerbefragungDer Wein-Jahrgang 2018 in Deutschland sehr klare Weine, beispielloser überdurchschnittlicher Jahrgang - bonvinitas Winzerbefragung
Kaum dass eine Lese begonnen hatte, war häufig schon lautes Geschrei: „Jahrhundertjahrgang!“. Wir von bonvinitas warten erst einmal ab, was wirklich im Keller ist, und wie sich nun die 2018er Jungweine im Glas präsentieren.
 
An den allerdings Jahrhundertsommer 2018 mit der langen Trockenheit- und Wärmeperiode erinnern wir uns noch gut, und so gab es bei den Winzern schon bei der Lese allenthalben frohe Gesichter, zumal auch die Menge stimmte. Doch wie haben sich die Weine entwickelt? Was ist auf der Zunge typisch für den Jahrgang? Wir haben eine Winzerbefragung durchgeführt, nachdem die meisten Moste nun durchgegoren sind, und die Jungweine allmählich ihren Charakter zeigen. 

Sehr klare und reine Weine - auf Grund absolut gesunder Trauben

Horst Kolesch, Weingutsleiter des VDP Weinguts Juliusspital in WürzburgHorst Kolesch, Weingutsleiter des VDP Weinguts Juliusspital in WürzburgDie Wärme und Trockenheit, die sogar bis in den Oktober anhielt, führte zu einer beispiellos frühen Lese und zu absolut gesunden Trauben. Keine Fäulnis und keine Botrytis! 2018 waren „die Trauben im besten Zustand, den man sich denken kann“, so Ulrich Langguth vom gleichnamigen Weingut an der Mosel. „Und dies hielt bis zum letzten Tag der Lese an“, so Fritz Walter vom gleichnamigen Weingut in der Pfalz. In der Folge entstanden sehr klare und reine Weine ohne jede witterungsbedingte störende Jahrgangsnote. Kellermeister Andreas Philipp vom Winzerkeller Auggener Schäf in Südbaden bringt es auf den Punkt: „Keine Überreife, Jungweine sehr klar, beispielloser überdurchschnittlicher Jahrgang.“ Horst Kolesch, Weingutsleiter des VDP Weinguts Juliusspital in Würzburg pflichtet dem bei: „Reif ohne sattmachende Überladenheit, Aromatik bilderbuchnäßig, viel Schmelz, ein Spaßmacherjahrgang!“ 

Kräftiger im Alkohol – dezentere Säure – gehaltvolle Weine

Matthias Aldinger vom gleichnamigen Weingut in Württemberg. Foto: Tina TrumppMatthias Aldinger vom gleichnamigen Weingut in Württemberg. Foto: Tina TrumppDie Wärme brachte höhere Öchslegrade und damit tendenziell alkoholreichere Weine. Nadine Poss von Weinland Nahe: „Die Weine liegen ganz überwiegend im Prädikatsweinbereich.“ Damit die Weine nicht zu alkoholreich werden, war der richtige Lesezeitpunkt äußerst wichtig, zwischen schon guter physiologischer Reife und (noch) nicht zu hohen Öchslegraden. Matthias Aldinger vom gleichnamigen Weingut in Württemberg beschreibt es gut: „Wir hatten keine Hektik aber mussten schon am Ball bleiben. Zum Glück ist die Zuckerproduktion der Trauben nicht rasend schnell gegangen, so dass wir keine alkoholstarken Weine geerntet haben. Aus den warmen Jahren 2003, 2011, 2015 haben wir gelernt, mit warmen Jahrgängen umzugehen.“ Da im Laufe der Reife die Trauben Säure abbauen, speziell in warmen Jahren, ist der 2018er generell von dezenterer Säure geprägt. Mathias Schäfer, Kellerwirtschaftlicher Berater Rheingau: „Die Reifemessungen zeigten bei allen Rebsorten einen schnellen Abbau der Äpfelsäure.“ So wurde vom Verordnungsgeber erlaubt, Weinsäure zusetzen, um die Harmonie und Haltbarkeit der Weine zu gewährleisten, wovon fallweise Gebrauch gemacht wurde.

Nach Aussagen der Winzer probieren sich die Weine gelbfruchtig und vollreif (Weingut Markus Hillabrand, Franken), weich, gehaltvoll, cremig (Weingut Bernhard Weich, Mosel). Bernhard Idler, Vorstand Weinbau und Oenologie der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft: „Der Verbraucher darf sich auf fruchtige, frische Weißweine mit einer harmonischen Fruchtsäure freuen. Vielerorts wurde der Jahrgang 2018 auch genutzt, um hochwertige edelsüße Spezialitäten, wie Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslese zu produzieren. Diese Weine werden sicherlich noch in den nächsten Generationen an den Jahrhundertsommer 2018 erinnern.“

Der Riesling – breites Spektrum bis zu hochwertigen edelsüßen Spitzenweinen

Marian Kopp, Geschäftsführender Vorstand  Lauffener Weingärtner, Württemberg. Foto: Werner KuhnleMarian Kopp, Geschäftsführender Vorstand Lauffener Weingärtner, Württemberg. Foto: Werner KuhnleWie werden die Rieslinge - Deutschlands wichtigste Rebsorte? Marian Kopp, Geschäftsführender Vorstand Lauffener Weingärtner, Württemberg: „Für mich ist der Riesling der Sieger des 2018er Jahrgangs, tolle Frucht und gut ausbalancierte Säurestruktur.“ Ich denke, die etwas moderatere, reife Säure des Jahrgangs bekommt dem Riesling gut. Gerd Knebel, Geschäftsführer Weinbauverband Mosel u. Weinbauverband Mittelrhein in seinem Erntebericht Mosel: „Beim Riesling dürfte die gesamte Palette vorhanden sein, von schmackhaften trockenen Qualitätsweinen über gehaltvolle trockene Kabinett- und Spätlese-Weine bis zu finessenreichen feinherben Klassikern. Zum Schluss der Lese gelang es sogar, edelsüße Spitzenweine zu erzielen.“ Was der Riesling durch seinen Finessenreichtum ja besonders gut „kann“. Das Weingut Herrenberg, Mosel, meldete z.B. die Spannweite von 83 bis 255° Öchsle. Die Frucht wird vielfach mit Zitrus- und Pfirsichnoten beschrieben.

Weitere weiße Sorten

Valentin Wagner, Kellermeister des Winzervereins Meersburg, BodenseeValentin Wagner, Kellermeister des Winzervereins Meersburg, BodenseeZum Müller-Thurgau meldet Valentin Wagner, Kellermeister des Winzervereins Meersburg, Bodensee: „Wir hatten Mostgewichte zwischen 80-93° Öchsle. Somit sind die Alkoholgehalte noch recht moderat. Die Weine sind alle bis zum gewünschten Restzuckergehalt gegoren. Die Jungweine präsentieren sich sehr harmonisch mit einem angenehmen frischen, fruchtigen Duft. Geschmacklich wirken die Weine etwas breiter, kräftiger als die letzten Jahre, jedoch sehr angenehm. Dies liegt an der etwas geringeren Säure mit leicht höheren Alkoholgehalten und hohem Extrakt.“

Weinbaupräsident Franken, Artur Steinmann, vom gleichnamigen Weingut empfiehlt besonders die 2018 Silvaner der Ersten Lage und Großen Lage zur Bevorratung, da die fränkischen Silvaner-Trauben gesund und vollreif waren und somit beste Voraussetzungen für eine Einlagerung bieten.

Christian Estelmann, Weingut Eugen Wambsganß, Pfalz, über seine Chardonnay: „Schon sehr frischer, animierender Duft nach Maracuja, geschnittenen Äpfeln, Heu.“

Markus Hillabrand freut sich über Grapefruit Exotik und Holunder-Noten bei seiner Scheurebe und Michael Schönleber vom Weingut Josef Schönleber, Rheingau, über reife und gehaltvolle Weine der historischen Rebsorte Gelber Orleans.

Rotweine – die ganz großen Sieger – beste Lagerfähigkeit.

2018 ist ein Rotweinjahr per se! Durch die Bank bescheinigen die Winzer einen hervorragenden Rotweinjahrgang. Valentin Wagner, Meersburg: „Der Spätburgunder ist mit bis zu110° Öchsle der größte Gewinner dieses Sommers.“ Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Weinbauamt Alzey: „Die Rotweine sind allein schon wegen ihrer wunderbaren Farbausprägung ein echter Hingucker – Indiz für eine ausnehmend gute Traubenausreifung. Erste Verkostungen machen deutlich, dass die Weine bei relativ niedrigen Extraktwerten zugleich mit einer attraktiven Mundfülle aufwarten. Die Säure operiert recht zurückhaltend, das sensorische Zusammenspiel endet in einer guten Länge.“ Sowohl Andreas Philipp vom Winzerkeller Auggener Schäf wie Marian Kopp, Lauffen, bescheinigen ein hohes Lagerungs- und Reifungspotenzial bis zu 10 Jahren. Bernhard Idler, Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft: „Unsere wichtigsten Rotweine, Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling zeigen sich sehr farbintensiv, fruchtig und harmonisch.“ Das Weingut Wambsganß meldet Merlots und Cabernet Sauvignons, die sich ausgezeichnet entwickeln.

Klima und Reben – wie haben sie die heißen Sommer vertragen - plus ein Ausflug in die Önologie 

Der Weinbauverband Mosel teilt in seiner Erntemeldung mit, dass es auf Grund der Wärme 2018 so gut wie keine Pilzkrankheiten der Reben gab, und dass es auch der gefürchteten Kirschessigfliege offensichtlich zu warm war. Allerdings sei der Stickstoffgehalt der Moste, welcher neben dem Zucker der Ernährung der Hefen dient, nicht selten vergleichsweise niedrig gewesen. So mussten umsichtige Winzer den Hefen etwas Nährstoff bieten. Sandra Warzeschka, Weinbauverband Saale-Unstrut: „Bei den spätreifen Sorten kam es gelegentlich vor, dass diese aufgrund der hohen Öchslegerade nicht vollständig durchgegoren sind und damit nicht trocken ausgebaut.“ So können sich Freunde von Weinen mit Restsüße freuen.

Fritz Walter und Christine Walter, Weingut Fritz Walter/Pfalz. Foto: Klaus Lorke No Limit FotodesignFritz Walter und Christine Walter, Weingut Fritz Walter/Pfalz. Foto: Klaus Lorke No Limit FotodesignDie allermeisten befragten Winzer meldeten jedoch einen guten Gärverlauf, z.B. Michael Bock von Frankenwein-Frankenland auch ein auffällig gutes Durchzugsvermögen bei Spontangerungen. Insgesamt kamen ältere, tieferwurzelnde Reben mit der Trockenheit gut zurecht. Allerdings brauchte es Ertragsreduzierung, damit die Reben bei der Trockenheit ihre typischen Fruchtaromen entwickeln konnten, wie Anja Wissing von der Weinkellerei Wissing/Pfalz betont. Trotz vollmundiger Probe hört man von niedrigeren Extraktwerten, was aber auch der moderateren Säure geschuldet ist. Insgesamt sehen die Winzer 2018 in der Nähe der Jahrgänge 2003 und 2012.

Ein Zitat von Fritz Walter zum guten Schluss

Der Pfälzer Winzer: „Für mich ist jeder Jahrgang einzigartig und einmalig. Daher rührt auch die Feststellung, dass jeder Winzer in seinem Winzerleben ca. 45 Chancen hat, jedes Jahr eine Neue!
 
Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: PR, sofern nicht anders angegeben. Aufmacherfoto: Pixabay. Montage: bonvinitas
 
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