Zu PIWI-Rebsorten und zum Verband PIWI International hier Näheres. Der Challenge war von www.bonvinitas.com in Zusammenarbeit mit dem Verband ausgerichtet worden. Hier unser Bewertungssystem. Nun zu den Weinen, dem Foto nach von links:
Tiefgründiger Rotwein, der auf der Frucht reitet: Divico von der Schweizer Versuchsanstalt Agroscope: 96 Punkte – TOP GOLD
2021, 13,5%, ausgebaut im Barrique, zu dem ich beim Nachverkosten notiert haben: Tiefer Duft mit Noten von Preiselbeerkonfitüre, Schokolade, Holzkohle; auf der Zunge ein dichter tiefgründiger Rotwein dezent pfeffrig. Schön zu Wild, Rumpsteak oder Lammkeule.
Divico ist eine PIWI-Sorte, die sehr kräftige tiefdunkle Rotweine liefert ohne das Zuviel an Gerbstoff.
Die Eidgenossenschaft betreibt die Versuchs- und Forschungsanstalt Agroscope unter anderem in Changins bei Nyon am Genfer See, wo diese neue PIWI-Sorte entstanden und auch der Wein gewachsen ist.
Fein eleganter Rotwein aus der bereits alten PIWI-Sorte Maréchal Foch von Bio-Weinbau Knechtle Glogger in Thal, Kanton St. Gallen, Schweiz: 94 Punkte - GOLD
2021, 13%, Barrique, AOC St. Gallen: Kraftvoller Duft mit Noten von Heidelbeerkonfitüre, Lebkuchen, Schokolade, ein Hauch schwarzer Pfeffer; auf der Zunge ein fein eleganter Rotwein unterlegt von einem Hauch Holzkohle. Passt zu vielem, von Pizza über Pasta-Gerichte bis zu Rinderschmorbraten.
Maréchal Foch ist eine pilzresistente rote Sorte, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Oberlin-Institut in Colmar, Elsass, gezüchtet wurde. Einst war sie an der Loire sehr verbreitet, findet sich dort aber nur noch mit rund 100 ha sowie mit kleinen Flächen in der Schweiz.
Fabia Knechtle Glogger und René Glogger sind Quereinsteiger mit viel Engagement, bewirtschaften ‚nur‘ 0,7 ha Reben in Steillage und keltern ihre Weine selbst. Schon der Vorgänger hatte früh auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten gesetzt, von dem sie 2017 den Betrieb übernehmen konnten und ihn biologisch weiterführen. www.biowein-knechtleglogger.ch
Zum einen Schluck mehr trinken: ‚Adventurer‘ Biowein von Albet i Noya, Spanien: 94 Punkte – GOLD
2021, 13,5%, D.O. Catalunia: Sehr edler Duft - Schattenmorellenkompott, Cashewnüsse, Nugat; auf der Zunge ein sehr harmonischer Rotwein; schön zu Pasta-Gerichten, Rahmschnitzel oder Rindersteak.
Kaum einer wie Josep Maria Albet i Noya hat den biologischen Weinbau und den Erhalt einer artenreichen Naturlandschaft in Spanien seit den 1980er-Jahren stärker vorangebracht als er. Weiterhin forscht er an einem geschlossenes Ökosystem im Weinbau und experimentiert mit alten, wiederentdeckten Rebsorten, um besser gegen Pilzkrankheiten und Schädlinge gerüstet zu sein. Angeboten wird der Wein von www.delinat.com, ein Spezialist für erstklassige PIWI- und Bioweine im grenznahen Grenzach-Wyhlen mit etlichen Shops und Weinbars in der Schweiz aber auch in München und Hamburg. www.delinat.com
Zwischen süffig und aristokratisch: „Rot No. 12“ vom Steilwerk in Stuttgart: 94 Punkte – GOLD
2020, Rotwein-Cuvée, 13%, Barrique, Deutscher Qualitätswein Württemberg: Tiefe ausladende Nase - Schattenmorellkompott, Preiselbeerkonfitüre, Honigkuchen; sehr runder süffiger Körper unterlegt mit schön abgerundeten Tanninen; ein Wein der viel Spaß macht und gut zu Pizza, Pasta-Gerichten oder Rinderbraten passt.
24 Menschen, die mit Leib und Seele authentische Steilwerker sind, haben sich zusammengeschlossen und bewirtschaften hingebungsvoll in Handarbeit vier Hektar steile Terrassenweinberge in Stuttgart-Rohracker und bewahren so die Jahrhunderte alten Weinbergsterrassen. „Das Steil gehen“ sagen sie dazu und bilden damit die kleinste Winzergenossenschaft Württembergs. www.steilwerk.de
Viel Wein, fast betörend: „Edition Kunststück“, Weingut Müller in Frankweiler/Pfalz: 94 Punkte – GOLD
Cabertin, mächtige 15,5%, Auslese Deutscher Prädikatswein Pfalz, trocken: Tiefe, intensive, fast betörende Nase – hat etwas von ‚1000 und einer Nacht‘ - Heidelbeer- und Kirschkonfitüre, Bitterschokolade, ein Hauch Teer; runder kraftvoll mundfüllender Körper – viel Wein! Saftiges Finish mit kräftigen Tanninen. Passt gut zu kräftigem dunklen Fleisch wie Pfeffersteak, Wildgulasch oder Lammkoteletts.
Cabertin ist eine bereits 1991 von dem bekannten Schweizer Züchter Valentin Blattner gezüchtete pilzwiedrstandsfähige Rebe, die sehr kräftige Rotweine im Stil des klassischen Cabernet Sauvignon bringt.
Das Weingut Müller, ein 13,5 ha Familienbetrieb, ist schon seit 2010 biozertifiziert und seit 2016 Mitglied bei Bioland. „Unser Ehrgeiz ist, leckere Weine im Einklang mit der Natur zu produzieren und die Eingriffe in die Natur sowie im Keller immer weniger werden zu lassen“, so lautet das Credo. Zugleich lädt eine ebenfalls EU- biozertifizierte Weinbar zum Verkosten und Verweilen ein. www.weingut-m.de
Wunderbare Reife: Regent 2018 vom Weingut Dr. Höfer in Burg Layen/Nahe: 93 Punkte – GOLD
Burg Layer Schlossberg, 13%, trocken, Deutscher Qualitätswein Nahe: Sehr tiefgründiger Duft - Holundersaft, Kirfschkonfitüre, dunkle Schokolade, ein Hauch Toast; auf der Zunge viel reife Frucht und ein Wein, der zeigt, was es bringt, wenn er mehr Zeit bekommt. Schön zu Rinderbraten, Wild oder Lammkeule.
Regent zählt zu den bekannteren Roten PIWI-Sorten, der in Deutschland mit stattlichen 1.618 ha Rebfläche vertreten ist (Statistisches Bundesamt 2022), und tiefdunkle Rotweine südlichen Charakters mit der häufig kleinen Lakritze-Note liefert. Regent war die erste wichtige deutsche PIWI-Sorte, wurde am Vorläufer des heutigen bundeseigenen Julius-Kühn-Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen/Pfalz entwickelt und schon 1995 zugelassen.
Das bereits in neunter Generation bewirtschaftete Weingut Dr. Höfer Schlossmühle liegt im Ortsteil Rümmelsheim, wo die Familie bereits im 18. Jahrhundert die Schlossmühle als Lehen erhielt und bald danach kaufen konnte. Die vielfältigen Weinberge liegen zwischen Bingen und Bad Kreuznach. Geringer Weinertrag, Minimaldüngung und -spritzung sowie die Reifung der Weine bei konstanter kühler Temperatur im über 800 Jahre alten Burgkeller bilden die Qualitätskriterien. www.weingut-hoefer.de
Sehr harmonischer schmeichelnder Tropfen: Prior vom Weinut Wohlgemuth-Schnürr in Gundersheim: 93 Punkte – GOLD
2022, 13%, Deutscher Qualitätswein Rheinhessen, trocken: Kräftig aufsteigender intensiver Duft – Heidelbeerkonfitüre, Kirschlikör, Schokolade; schmeichelt der Zunge mit schöner Frucht und einem Tupfer Holzkohle im Finish. Gut passend zu Wild oder Pfeffersteak.
Prior ist eine 1987 am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg/Breisgau gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rotweinsorte, die stoffige Rotweine mit kräftigen Tanninen liefert und in Deutschland mit 13 Hektar vertreten ist (Statistisches Bundedsamt 2022).
Andreas Schnürr, Inhaber des rheinhessischen Weinguts, sieht sich als Pinonier: „Auf bald 60% unserer Weinbergsflächen wachsen neue, robuste Rebsorten – sogenannte pilzwiderstandsfähige Rebsorten (Piwis) – mit natürlicher Widerstandskraft gegen Pilzbefall. Mit ihnen benötigen wir bis zu 80% weniger Pflanzenbehandlungsmittel, verbrauchen weniger Treibstoff, vermeiden Bodenverdichtungen und sparen Zeit. Auch sonst tun wir viel für die Umwelt. Inzwischen geben unsere Weinkunden über 50% der Flaschen zurück!“ www.wohlgemuth-schnuerr.de
Große Harmonie – macht Lust auf ein weiteres Glas: Regent 2014 ebenfalls vom Weingut Dr. Höfer in Burg Layen/Nahe: 93 Punkte – GOLD
Burg Layer Schlossberg, 12,5%, trocken, Deutscher Qualitätswein Nahe: Ansprechend fruchtige Nase – Himbeeren, Schattenmorellenkompott, Pflaumenmuss, Lebkuchen, Bitterschokolade; sehr runder harmonischer Körper; ebenso runde Länge. Ein Wein, der viel Spaß macht, passt zu vielem, von Pizza über Pasta-Gerichte bis zu dunklem Fleisch. Einmal mehr zeigt sich, was Reife kann. Zu Regent und zum Weingut siehe oben.
Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas; Aufmacherfoto und Fotos vom PIWI Wine Challenge: bonvinitas. Übrige Fotos. PR fals nicht anders angegeben.