Die Veränderung im Reiseverhalten hat zu einer vielfältigeren und individuelleren Camping-Szene geführt, wobei Reisemobilstellplätze neben traditionellen Campingplätzen eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Studien der Hochschule Geisenheim in Kooperation mit dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) unterstreichen den Mehrwert von Stellplätzen in Weinregionen für Anbieter wie Urlauber gleichermaßen. Rund 23 Prozent der befragten Weingüter bieten bereits Stellplätze an
Auf Caravaning-Tour in Weinbaugebiete. Foto: M.studio - AdobestockSie berichten von Vorteilen wie Umsatzsteigerung, Neukundengewinnung und einer Erhöhung des Bekanntheitsgrades. Die Kombination von Wohnmobil-Tourismus und Weintourismus eröffnet sowohl für Produzenten als auch für Touristen attraktive Möglichkeiten. Der Caravan-Tourismus in Deutschland steht nicht nur für einen nachhaltigen Urlaubstrend, sondern auch für ein signifikantes wirtschaftliches Wachstumspotenzial. Die positive Entwicklung dieses Sektors ist ein klares Signal für die Notwendigkeit, die Infrastruktur weiter auszubauen und innovative Konzepte zu fördern, um den Anforderungen moderner Caravaning-Urlauber gerecht zu werden. Die Zukunft des Caravan-Tourismus in Deutschland sieht vielversprechend aus, mit großen Chancen für Wirtschaft, Tourismus und lokale Gemeinschaften. Weinregionen sind attraktive Ziele für Wohnmobil-Touristen. Zu einer der Caravaning-affinsten Bevölkerungsgruppen zählen die 50-65-Jährigen in Deutschland, diese Zielgruppe ist zugleich auch für den Konsum von Wein von großer Bedeutung.
Die Natur und guten Wein genießen, dort wo er wächst
Natur und Wein genießen, dort wo er wächst. Foto: LIGHTFIELD STUDIOS - AdobestockReisemobil-Touristinnen und -Touristen, die Weinanbaugebiete besuchen, zeichnen sich durch einen höheren Weinkonsum und höheres Interesse an Wein aus. Etwa drei Viertel der Befragten wussten, dass sie eine Weinregion besuchen, und für etwa 40 Prozent aller Gäste war Wein ein Entscheidungskriterium bei der Wahl der Destination. Auch das Wissen darum, dass Weingüter Stellplätze für Reisemobile anbieten, ist mit 64 % recht hoch und beinahe die Hälfte der Befragten könnte sich vorstellen, solche Stellplätze zu nutzen. Laut der Erhebung kaufen dreiviertel der Reisemobilisten während des Aufenthalts in einem Anbaugebiet Wein und jeder Zweite bringt mindestens eine Flasche mit nach Hause.
Der Badische Weinbauverband schickt seine Weinhoheiten auf „Ansteckertour“
Den Trend, die Weinregionen mit einem Reisemobil zu erkunden, greifen die Badischen Weinhoheiten mit einer Rundreise durch das Anbaugebiet Baden auf. Die 10-tägige Tour startete im Weingut Freiherr von und zu Franckenstein in Offenburg und führte das Weinhoheitentrio durch das gesamte AnbauGebiet von der Ortenau bis an die Badischen Bergstraße und zum Bodensee. Mit ihrer Tour wollen die Weinhoheiten, Julia Noll, Alisa Höll und Katharina Bruder, einerseits auf die reizvolle Kulturlandschaft aufmerksam machen und zugleich Winzerinnen und Winzer für das wachsende Potenzial des Caravaning-Tourismus sensibilisieren. „Der Wunsch nach Naturnähe macht die Caravaning-Touristen zu einer interessanten Zielgruppe für den Weintourismus, denn wo kann man unsere Kulturlandschaft authentischer erleben als im Weingut oder auf einem Stellplatz in direkter Nähe zum Weinberg", so Holger Klein, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes. Unterstützt wird die CamperTour nicht nur vom Badischen Weinbauverband, sondern auch von der Firma Bürstner in Kehl, die für die Dauer der Reise einen Freizeitvan der Linie Campeo c600 zur Verfügung stellt.
Tourismus für Weinregionen insgesamt wichtige Säule
So hat man in einer Studie des Deutschen Weininstituts (DWI) und der Hochschule Geisenheim bereits vor der Corona-Pandemie mit Unterstützung aller 13 Gebietsweinwerbungen die wirtschaftliche Bedeutung des Weintourismus in Deutschland wissenschaftlich untersucht. Während der zweijährigen Studie, die sich über alle 13 deutschen Weinregionen erstreckte, wurden insgesamt 900 Weingüter und 4.500 Touristen befragt. Eine der Kernaufgaben des Projektes war, die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in den deutschen Weinregionen zu ermitteln. Die Studie könnte als Entscheidungsbasis für Investitionen in den Regionen dienen, um das touristische Potenzial noch mehr auszuschöpfen. Danach reisten damals jährlich 50 Millionen Menschen primär wegen des Weines in die deutschen Weinregionen und gaben dort 5,5 Milliarden Euro aus. Damit war das Einkommen von rund 86.000 Menschen in den 13 Anbaugebieten zu diesem Zeitpunkt direkt vom Weintourismus abhängig.
Caravan-Tourismus in Deutschland: Ein boomender Wirtschaftszweig
Der Caravan-Tourismus erlebt in Deutschland insgesamt einen bemerkenswerten Aufschwung und etabliert sich zunehmend als ein tragender Pfeiler des Tourismussektors sowie der lokalen Wirtschaft. Eine Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) für das Jahr 2022 offenbart, dass dieser Sektor der deutschen Wirtschaft einen beeindruckenden Umsatz von mehr als 18,1 Milliarden Euro einbringt – ein Anstieg von fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen unterstreichen die wachsende Bedeutung des Caravan-Tourismus nicht nur als Urlaubstrend, sondern auch als wesentlicher Wirtschafts- und Tourismusfaktor.
Text: Horst Kröber; Quelle und Aufmacherfoto: Badischer Weinbauverband; übrige Bilder wie angegeben