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Stephan Graf von Neipperg einer der erfolgreichsten Bordeaux-Winzer

Kauf der Weine nur per Subscription möglich

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Von Dieter Simon  14966  
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Stephan Graf von Neipperg beim Interview am 4.7.2016 in St.Martin/Pfalz. Foto: bonvinitasStephan Graf von Neipperg beim Interview am 4.7.2016 in St.Martin/Pfalz. Foto: bonvinitas
1971 erwarb Graf Joseph-Hubert von Neipperg vier Weingüter im Bordeaux-Gebiet in Saint-Emilion: Canon La Gaffelière, La Mondotte, Clos de l'Oratoire und Château Peyreau. Inzwischen sind es acht, auch in anderen Bordeaux-Regionen, die von einem seiner Söhne, Stephan Graf von Neipperg, mit großem Erfolg geleitet werden. bonvinitas führte mit ihm im Rahmen des Wein-Salons VÉRITABLE am 4. Juli 2016 ein Interview:
 
Eines der acht Weingüter:  Château Canon La GaffelièreEines der acht Weingüter: Château Canon La Gaffelière

Blick in den Keller des Weinguts Château Canon La GaffelièreBlick in den Keller des Weinguts Château Canon La Gaffelière

bonvinitas: Graf Neipperg, bitte erlauben Sie zunächst einige persönliche Fragen. Wie sind Sie selbst zum Weintrinken gekommen?

Graf Neipperg: Meine Familie beschäftigt sich seit 850 Jahren mit Weinbau und Wein und besitzt noch heute ein Weingut in Schwaigern bei Heilbronn. Der Wein gehört bei uns schlicht zum Leben.
 
bonvinitas: Ihr Ausbildungsweg steht im Web. Was hat Sie bewogen, diesen Weg zu gehen?
Graf Neipperg: Mein Vater, der 1971 die ersten vier unserer Bordeaux-Weingüter erworben hat, wollte die Zukunft absichern und investieren. Dabei stand das bekannte Business, der Weinbau, als für die Familie etwas Klassisches, im Vordergrund. Bald erhob sich die Frage, wer die Weingüter führen, vor allem weiterführen sollte. Als fünftes von acht Kindern hatte ich in Paris Wirtschaftswissenschaften studiert. So hieß es: „Du sprichst Französisch. Du machst das!“ Schon in Paris hatte ich mich für alte Weine interessiert und mit Kommilitonen Weine der Jahrgänge 1950 bis 1978 probiert. Dabei machten wir übrigens die interessante Entdeckung, dass die Weine ab dem Jahrgang 1964 deutlich besser waren als die älteren. Um mich dann für die Aufgabe vorzubereiten, unsere Güter im Bordeaux-Gebiet zu führen, habe ich an der bekannten Hochschule für Weinbau und Önologie in Montpellier studiert. 

bonvinitas: Welche Weine bevorzugen Sie?
Graf Neipperg: Im Grunde liebe ich alles, was gut ist, aber vor allem Weine, in denen Leben steckt, keine gemachten ‚überholzten‘ Weine.

bonvinitas: Kommen wir zu Ihren Weingütern. Sie sind ja sehr bekannt. Was war das Entscheidende, um diese Bekanntheit zu erreichen?
Graf Neipperg: Viel Arbeit und anders denken! Die Gedanken sind frei. Ich habe erst einmal geschaut, was ist an Potenzial und Stärken vorhanden. Dabei muss man sich an der Geschichte orientieren. Theoretisches Studienwissen hilft nur halb. Große Weine wachsen auf dem natürlichen, naturbelassenen Boden. Der Boden muss leben, dann leben die Weine.
 
bonvinitas: Naturnaher Weinbau – was bedeutet das für Sie?
Graf Neipperg: Wir düngen nur mit Kompost. Mit der kommenden Reife brauchen die Beeren Licht, daher entlauben wir die Traubenzone. Chemische Spritzmittel und vor allem Antibotrytis verwenden wir nicht, denn sie ändern die Schalenstruktur und Schalenreife. Bei naturbelassenen, gut durchlüfteten und gesunden Trauben reifen die Schalen früher. Das heißt, wir können vergleichsweise etwas früher lesen und kommen daher nicht zu hoch in den Alkohol. Denn wenn die Beerenschalen nicht ganz reif sind, gibt es keine großen Weine, da die Phenole, welche die großen Weine machen, vor allem in den Schalen stecken.
 
bonvinitas: Welche Rebsorten sind bei Ihnen die wichtigsten?
Graf Neipperg: Im Vordergrund steht Merlot. Die Merlot-Rebe ist verwöhnt und zickig. Sie braucht einen ausgeglichenen Boden, der gut kalkhaltig ist. Weiter haben wir Cabernet Franc. Wir pflanzen keine fremden Klone, nur „Urreben“, die direkt von diesen Böden stammen, an den sie seit Jahrhunderten gewöhnt sind. 
 
bonvinitas: Wie alt sind Ihre Reben im Durchschnitt?
Graf Neipperg: Im Durchschnitt um 50 Jahre.
 
bonvinitas: Wie hoch lassen Sie die Erträge kommen?
Graf Neipperg: Bei den alten Reben sind 35 Hektoliter per Hektar schon gut. Jüngere Reben lassen wir bis maximal 40 Hektoliter kommen.
 
bonvinitas: Was ist das Geheimnis beim Ausbau Ihrer Weine?
Graf Neipperg: Wir arbeiten nur mit vollreifen, ganzen und vor allem nur gesunden Beeren. Dazu haben wir ein mehrstufiges, ausgeklügeltes und innovatives Entrappungs- und Sortiersystem entwickelt, das auf Fliehkraft und Gebläse beruht. Es entfernt zum Beispiel die Stiele, ohne die Beeren zu zerstören. Dann setzen wir auf natürliche spontane Gärung. Dazu nutzen wir die bekannten stehenden Holzgärfässer mit einem Stempel, der den aufstrebenden Tresterhut immer wieder in den Saft bzw. werdenden Wein drückt.
 
bonvinitas: Ab wann geben Sie die Weine in den Verkauf?
Graf Neipperg: Wir geben die Weine überhaupt nicht in den Verkauf in der üblichen Weise. Bei uns gibt es nur Subscription.
 
bonvinitas: Sie leiten ja insgesamt acht Weingüter im Bordeaux-Gebiet bzw. sind beteiligt. Welches sind die wichtigsten Güter und welches sind Ihre berühmtesten Weine?
Graf Neipperg: Es sind alles meine Kinder, an denen ich mit Herzblut hänge, natürlich am meisten an denen, die uns zu 100% gehören. Eine Besonderheit bildet das Château d'Aiguilhe, AOC Côtes de Castillon, das schon im 100-jährigen Krieg eine Rolle spielte, aber völlig vergessen war. Inzwischen haben wir die Rebfläche auf 70 Hektar ausgedehnt, und die Weine sind sehr gesucht.
 
bonvinitas: Was sind Ihre wichtigsten Exportländer?
Graf Neipperg: 95 % unserer Weine gehen in den Export. In Europa vor allem nach England, Deutschland, in die Schweiz, nach Belgien, Österreich und Dänemark, aber auch nach Italien und in die Slowakei. Viele Weine gehen auch nach Übersee, in die USA, nach Kanada, Brasilien oder Mexiko. In Asien stehen Japan, Singapur und Korea im Vordergrund und seit Neuestem auch China.
 
bonvinitas: Ein Tipp für den Konsumenten – jung kaufen und selbst lagern und das Spannende erleben, wie sich der Wein entwickelt – oder lieber ohne Risiko aber teurer einkaufen?
Graf Neipperg: Ganz abgesehen vom Preis stellt sich die Frage, bekommt man den Wein, den man sucht, überhaupt noch? Viele kaufen daher jünger. 
 
bonvinitas: Ein schönes Schlusswort?
Graf Neipperg: Wein ist etwas, das man teilt. Wein bringt die Menschen zusammen. Man möchte zusammen etwas erleben. So suchen auch viele unserer Weinfreunde den Kontakt zu uns. Dabei geht es vor allem um Sympathie nicht um Geld und Preise. So kommen Besucher aus der ganzen Welt zu uns.
 
 
Graf Neipperg, wir danken Ihnen für dieses Gespräch, insbesondere für die sympathische Schlussbemerkung.
Das Interview führte Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber www.bonvinitas.com. 
 
 
Ich nutzte die Gelegenheit, auf der VÉRITABLE Weine von Graf Neipperg zu verkosten. Hier einige Notizen, wobei des sehr heiß umlagerten Neipperg-Stands wegen, nur kurze Aufzeichnungen möglich waren:
 
2013 Clos de l‘Oratoire
Große Tiefe im Duft, Noten von Leder, ein Hauch Teer. Auf der Zunge edel, man möchte drin baden, kräftige Tannine zum Nachkauen.
 
2012 Château d’Aighuilhe
Man erlebt das Königreich des Merlot! Auf der Zunge üppig ohne aufdringlich zu sein, extrem langes Finish.
 
2006 La Mondotte
Sehr verspielte Nase, Noten von Sanddorn, auf der Zunge sehr fruchtig, üppiges Finish mit reifen Tanninen.
 
Fotos: Soweit nicht anders angegeben PR
 
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