Große Datenbasis, breiter Konsumbereich
Aus dem großen Datensatz dieser rund neun Jahre laufenden Beobachtungsstudie, die in 22 Studienzentren rund eine halbe Million Erwachsene zwischen 37 und 73 Jahren rekrutiert hatte, wählten die Forscher nur jene aus, die angaben, alkoholische Getränke zu konsumieren. Außerdem mussten die Probanden zu Studienbeginn frei von Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Krebs sein. Anhand von Befragungen ermittelte man den Konsum alkoholischer Getränke und errechnete daraus, wieviel Gramm Alkohol pro Woche aufgenommen werden. Die Mengen lagen zwischen 6,4 und 518,4 Gramm wöchentlich und bilden damit ein sehr breites Konsumspektrum ab.
Zusätzlich hatte man erfragt, ob der Konsum regelmäßig erfolgt und ob zu einer Mahlzeit getrunken wird oder nicht. Aus diesen Angaben bildeten die Wissenschaftler eine Skala für vorteilhafte Konsumgewohnheiten (Drinking Habit Score, DHS), auf der maximal zwei Punkte erreicht werden konnten: je einen Punkt für regelmäßigen Konsum (mindestens dreimal pro Woche) und für den Konsum im Rahmen einer Mahlzeit. Anhand der Daten der im Studienverlauf gut 8.600 Verstorbenen konnten die Forscher also nicht nur die Zusammenhänge zwischen der Sterblichkeit und den wöchentlich konsumierten Alkoholmengen berechnen. Sie konnten auch untersuchen, ob und wie sich die Einbeziehung günstiger Trinkmuster auf die Sterberisiken auswirkt.
Die Einflüsse günstiger Trinkmuster erwiesen sich als erheblich
Wenn die alkoholischen Getränke zu einer Mahlzeit konsumiert wurden, sank nicht nur die Sterblichkeit an Herz- und Gefäßkrankheiten, Krebs und durch andere Ursachen signifikant, sondern auch die Gesamtsterblichkeit.
Wurden nur die Trinkmengen berücksichtigt, war die Gesamtsterblichkeit ab einem Median von 400 g Alkohol wöchentlich signifikant erhöht. Bei günstigen Trinkmustern – regelmäßiger Konsum zu einer Mahlzeit – fand sich jedoch eine U-förmige Beziehung mit verringertem Sterberisiko bei 100 bis 300 g wöchentlich und ohne erhöhtes Risiko bis 400 g wöchentlich. Link zu den Grafiken siehe unten.
Bei Herz- und Gefäßkrankheiten als Todesursache wurde aus der bekannten U-förmigen Kurve mit signifikant erniedrigter Sterbewahrscheinlichkeit zwischen 100 und 200 g Alkohol/Woche und ohne erhöhte Risiken bis 400 g wöchentlich eine liegende J-Kurve, mit sinkender Sterbewahrscheinlichkeit unabhängig von der Alkoholmenge (bis 400 g/Woche).
Auch die Krebssterblichkeit wird durch günstige Trinkmuster beeinflusst: Hier wurde aus einer linear ansteigenden Assoziation mit signifikant erhöhter Sterbewahrscheinlichkeit ab 200 g Alkohol/Woche eine U-förmige Kurve ohne erhöhte Sterberisiken bis 300 g Alkohol/Woche.
Konsumgewohnheiten entscheiden über Effekte
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, dürfen aus dieser Arbeit keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen abgeleitet werden. Dennoch sind ihre Erkenntnisse wertvoll für die Kommunikation verantwortungsbewusster Trinkgewohnheiten: Es kommt nicht nur auf die Menge an, auch die Konsumgewohnheiten (und die Art des Getränkes) entscheiden über die gesundheitlichen Effekte.
Die Lebensgewohnheit vieler Mittelmeervölker - auch der Franzosen als große Weinnation: Wein zum Essen
Wein zum Essen ist dort vielfach üblich, und Wein alleine trinken kennt man dort vielfach nicht. Die gesunde Lebensweise dieser Völker ist ja geradezu sprichwörtlich, wozu mäßiger Weinkonsum zum Essen nicht wegzudenken ist. Vielleicht können wir Deutsche dort etwas abschauen. (Dieser Abschnitt ist eine Bemerkung von Dieter Simon, Chefredakteur bonvinitas.)
Fotos – Person: Philippe Marchand – Adobestock; Essen: smspsy - Adobestock