Beste Weine aus dem Ruwer-Tal

das berühmte Seitental der Mosel

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Von  8688
Das untere Ruwertal. Hinten das Moseltal. Die auffällige Lage links: Mertesdorfer Abtsberg im Ortsteil Maximin Grünhaus. Rechts hinten die Lage Karthäuser Hofberg. Unten von links: Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Hotel Weis, Weingut Maximin Grünhaus' Das untere Ruwertal. Hinten das Moseltal. Die auffällige Lage links: Mertesdorfer Abtsberg im Ortsteil Maximin Grünhaus. Rechts hinten die Lage Karthäuser Hofberg. Unten von links: Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Hotel Weis, Weingut Maximin Grünhaus
Sie ist einfach eine Reise wert, die Mosel mit ihren Seitentälern bzw. Nebenflüssen Saar und Ruwer, wobei die Ruwer eher ein Bach ist, aber die Lagen! Kaseler Nies’chen oder Maximin Grünhäuser haben wir doch alle schon gehört. Dass es dort sehr gute Tropfen, bemerkenswerte Weingüter, gute Hotels und Vinotheken gibt, hat sich inzwischen herumgesprochen. „Fahr einmal hin“, möchte ich sagen. Bis 2007 wurde „Mosel-Saar-Ruwer“ immer in einem Atemzug genannt. Seither läuft alles unter Mosel. Saar und Ruwer fungieren als Bereiche, können aber – bei Ruwer ganz neu – ohne das Wort „Bereich“ auf dem Etikett stehen. So entwickeln sich Saar und Ruwer allmählich zu einer Art Marken. Ich besuchte die Region: 

Weingut Reichsgraf von Kesselstatt

Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, das Haupthaus Schloss Marienlay in Morscheid/Ruwer
 

Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Wolfgang Mertes, Geschäftsführer für Oenologie. Foto: bonvinitasReichsgraf von Kesselstatt, Hochregallager. Foto: bonvinitasDas  aus dem 14. Jahrhundert stammende Weingut des seinerzeitigen Rittergeschlechts von Kesselstatt wurde 1978 von Günther Reh erworben und bis 2016 von seiner Tochter Annegret Reh-Gartner geleitet. Insgesamt werden 46 Hektar Reben bewirtschaftet, ganz überwiegend Riesling, auf vielerlei Lagen, angefangen an der Saar im Ockfener Bockstein über das Ruwertal in so bekannten Lagen wie Kaseler Nies’chen bis weit die Mittelmosel hinab bis zur Wehlener Sonnenuhr. Das Haupthaus, Schloss Marienlay, wo die Weine ausgebaut werden, liegt hoch am Hang über Morscheid im oberen Ruwertal. 

Heute wird das dem VDP angehörende Gut geleitet von: Wolfgang Mertes für die Oenologie, Mona Steffen für Vertrieb und Marketing sowie von Michael Weber, der sich vor allem um die Produktion kümmert. Durch die Zugehörigkeit zur Reh-Gruppe ist das Gut auch stark international unterwegs. Die Trauben können im Betrieb nachsortiert werden, und Mertes setzt stark auf Spontangärung.

 

Die Lage Kaseler KehrnagelGut gefallen haben mir der 2018 Kaseler Kehrnagel Riesling Kabinett feinherb Ruwer Schlossabfüllung Reichsgraf von Kesselstatt, Prädikatswein Mosel, 11,5% Alkohol: Schönes frisches Bukett mit Noten von Pfirsichen und Mirabellen; eleganter Körper unterlegt mit breiter Kraft; fruchtiges Finish. Die Lage ist vom VDP als Große Lage klassifiziert.

Außerdem wurden echte Raritäten kredenzt. Ein „sehr schön“ hat in meinen Notizen die 2009 Scharzhofberger Riesling Spätlese Saar Schlossabfüllung Reichsgraf von Kesselstatt, Prädikatswein Mosel, 7,5%, fruchtsüß: Sehr reifer Duft Richtung tropische Früchte; auf der  Zunge üppige Frucht bei schöner Eleganz; ebenso elegantes reifes und fruchtiges Finish.

Weiter überzeugt und mit einem „sehr gut“ versehen fand ich die 2006 Graach Josephshöfer Riesling Auslese „Goldkapsel“ Gutsabfüllung Reichsgraf von Kesselstatt, Prädikatswein Mosel, 7% Alkohol, edelsüß: In der Nase Noten von Erdbeeren, Pfirsichkompott, Orangenkonfitüre; fruchtiger Körper leicht erdig unterlegt; elegantes, reifes Finish. Mertes meinte dazu: „Man sieht, wie die sich halten, wenn sie spontan vergoren wurden.“

Sehr gut fand ich auch die 1989 Kaseler Kehrnagel Riesling Beerenauslese Gutsabfüllung Reichsgraf von Kesselstatt, Prädikatswein Mosel, 7,5%, edelsüß: In der Nase Pfirsichkompott, Mirabellenkonfitüre; saftiger Körper, schön frisch, gut eingebaute Süße; im Finish wunderbar gepaarte Reife und Frische. Auch die Saar Lage Scharzhofberger und die Mosellage Josephshöfer sind vom VDP als „Große Lage“ klassifiziert, und Josephshöfer befindet sich im Alleinbesitz des Weinguts Reichsgraf von Kesselstadt.

Weingut Maximin Grünhaus

Unten das Weingut Maximin Gruenhaus, in der Mitte die Lage Abtsberg dahinter Herrenberg

Weingut Maximin Grünhaus, das historische HaupthausWeingut Maximin Grünhaus Weinkeller 

Maximin von Grünhaus mit Ehefrau AmelieDas 37 Hektar Weingut in Mertesdorf im Ruwertal wird heute in sechster Generation von Maximin von Schubert geführt zusammen mit seiner Ehefrau Amelie. Bemerkenswert ist die Geschichte: Eine in der Französischen Nationalbibliothek aufbewahrte Urkunde beweist, dass die seinerzeitigen Gebäude, Weinberge und Ländereien bereits im 7. Jahrhundert vom Frankenkönig Dagobert I an die Benediktinerabtei Sankt Maximin in Trier geschenkt wurde. Im Zuge der Säkularisierung kam der Betrieb dann 1810 unter französische Verwaltung und wurde 1882 von dem Saar-Industriellen Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg gekauft, ein Vorfahre der heutigen Eigentümer. So verblieb das Weingut seither in der Familie. Der Weinbergbesitz erstreckt sich auf die steilen Südosthänge des dem Gut gegenüberliegenden Hangs eines Seitentals mit den Lagen Herrenberg, Abtsberg und Bruderberg. Diese vom VDP, als dessen Mitglied das  Weingut zeichnet, als „Große Lage“ klassifizierten Hänge weisen einen hohen Anteil an Blauschiefer auf und sind zu 90% mit Riesling bepflanzt. Noch heute verfügt das Gut über einen großen Waldbesitz, der zur guten wirtschaftlichen Lage beiträgt.

Besonders gut gefallen haben mir der 2017 Maximin Grünhaus Abtsberg Riesling trocken Gutsfüllung Maximin Grünhaus Qualitätswein Mosel mit 12% Alkohol: Feine Nase mit Noten von Pfirsichkompott, Mirabellenkonfitüre und einem Hauch Orangenmarmelade; kräftiger Körper mit Biss und Rasse, mineralisch unterlegt; festes, rassiges Finish. Ein Wein für Kenner und Rieslingfans, der in schöner Weise Rasse mit Kraft verbindet. In der Lagenbezeichnung taucht nicht Mertesdorf als Ort sondern Maximin Grünhaus als Ortsteil auf. Denn der Name fungiert sowohl für das Gut, wie für den Ortsteil als auch für die Straße.

Ein „großartig“ weisen meine Notizen auf zu dem 2013 Maximin Grünhäuser Herrenberg Riesling Superior feinherb Gutsabfüllung C. von Schubert Schlosskellerei, Qualitätswein  Mosel, 11%: Wunderbar frisches Bukett mit Noten von frischen Pfirsichen, Blütenhonig, Orangeat; auf der Zunge ein wunderbar edler Wein, noch herrlich frisch – große Klasse!; herrliches Finish, ein Wein von edel gezügelter Kraft, der gekonnt zwischen Charakter und Frische byalanciert.

Hotel Weis mit dem Weingut Erben von Beulwitz

Das Hotel Weis in Mertesdorf mit dem Weingut Erben von Beulwitz

Weingut Erben von Beulwitz, Inhaber Herbert Weis. Foto: Robert Weihs
Das 4 Sterne Hotel einschließlich des integrierten Weinguts Erben von Beulwitz liegt ebenfalls in Mertesdorf - hübsch am Ortsrand unter den Reben. Als Inhaber zeichnet jeweils Herbert Weis, der 1982 das Weingut Erben von Beulwitz übernehmen konnte. Die verstreuten Besitzungen in den erstklassigen Lagen Kaseler Nies’chen und Kaseler Kehrnagel sowie im Eitelsbacher Marienholz wurden auf 7,5 Hektar aufgestockt. Ganz im Vordergrund steht natürlich Riesling, im Kaseler Nies’chen teilweise mit noch über 100-jährigen natürlich wurzelechten Reben. Weis ist Mitglied im renommierten „Bernkastler Ring“, der für die Bezeichnung „Großes Gewächs Bernkasteler Ring“ für trockene Weine sowohl die Lagen klassifiziert hat,  als auch Handlese und die Mengenbegrenzung von 50 l/ha vorschreibt.
 

 Die Lage Kaseler Nies'chen im Morgennebel

Besonders gefallen haben mir: Die 2016 „Selektion Charlotte“ Kaseler Nies’chen Riesling Spätlese feinherb Gutsabfüllung Erben von Beulwitz, Prädikatswein Mosel mit 11% Alkohol: im Bukett Pfirsich, frische Zitrone mit dezenter Petrolnote; mundfüllender fruchtiger Körper mit schön eingebauter Süße und einem kräftig frischen Finish.

Ein „sehr gut“ findet sich in meinen Notizen für die 2018 Kaseler Nies’chen „Im Steingarten“ Riesling Spätlese trocken Gutsabfüllung Erben von Beulwitz, Prädikatswein Mosel, 13%: Herrlicher Duft nach Pfirsichen, reifen Zitronen, Zitronat; kräftiger, schön trockener Körper unterlegt mit Terroirnoten sowie leicht pfeffrig – macht großen Spaß; kräftiges mineralisches Finish mit langem Nachhall und angenehmer Säure. Weis nennt im Kaseler Nies’chen noch Untergewanne, die auf alten Weinbergskarten zu finden sind, wie hier „Im Steingarten“ mit einem hohen Anteil an Schiefergestein.

2015 Kasler Nies’chen „Im Taubenberg“ Riesling „Großes Gewächs nach Bernkastler Ring“ Gutsabfüllung Erben von Beulwitz, Prädikatswein Mosel, 12,5% - trocken versteht sich nach den Vorgaben des Bernkastler Rings von alleine: Sehr eleganter Duft nach Pfirsichen, Litschi, weißer Schokolade und einem Hauch Butter; saftiger, kräftiger, fülliger Körper unterlegt mit einem kräftigen Gerüst; sehr ausfüllendes, den ganzen Mund einnehmendes Finish, unterlegt von fruchtig-mineralischer Eleganz. „Sehr schöner Wein“ steht in meinen Notizen. Auf der Weinbaukarte von 1868 wurde das Gewann „Im Taubenberg“ besonders hervorgeheben, war es doch mit der höchsten Grundsteuer belegt. 

Hotel Weis in Mertesdorf

Wer die Mosel, hier genauer das Ruwertal, besuchen möchte, das Hotel Weis am Ortsrabd von Mertesdorf, idyllisch gelegen unter den Reben, ist sehr zu empfehlen, gute Küche, guter Service, geräumige Zimmer, gemütliche Stuben.

Hotel Weis in Mertesdorf / RuwerHotel Weis in Mertesdorf, Restaurant

Hotel Weis mit Weingut Erben von Beulwitz, VinothekHotel Weis mit Weingut Erben von Beulwitz, Weinstube

 

Weitere Artikel von dieser Reise: Mosel, Saar

Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas

Fotos: Aufmacherfoto Ruwertal: Moselwein e.V.; Hotel Weis Nachtaufnahme: Christopher Arnoldi; Flaschenfotos: bonvinitas, übrige Fotos PR, sofern nicht anders angegeben

 
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